Kategorie:  Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music

WASSER!!! In spiritueller wie in naturwissenschaftlicher Hinsicht einer der geheimnisvollsten Stoffe voller Rätsel und Paradoxien: Alles Leben des Blauen Planeten ist im WASSER begründet. WASSER ist das Initial-Symbol aller Religionen und Mythen. WASSER - als wollte es quantenphysikalische Gesetze demonstrieren - verbindet Kosmos und Lebewesen und besitzt ein Gedächtnis allen Seins. - Das WASSER - ORATORIUM spürt in 10 Sätzen dieser immensen Vielfalt und der Magie des Wassers nach.

Sätze: WASSER - ORATORIUM "...UND DER GEIST GOTTES SCHWEBTE AUF DEM WASSER"

für Soli, Chor, Cembalo, Orgel und Orchester


I: Am Anfang schuf Gott (Genesis: 1. Buch Moses, 1-10) Soli, Chor und Orchester

II: Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser (aus Psalm 42)
Sopran-, Tenorsolo, Chor und Orchester

III: Der Engel des Wassers (aus den Schriftenrollen der Essener)
Chor und Orchester

IV: Die Kunde der Schöpfung, aus dem "Popul Wuh" (Buch des Rates der Maya)
Soli, Chor, Orgel und Streichorchester

V: Quellen (Rainer Maria Rilke)
Sopran- und Altsolo mit Orchester

VI: Der Tropfen (Friedrich Wackernagel) Chor a cappella

VII: Kontraste (Collage aus Sachtexten und Sinnsprüchen)
Soli, Chor und Orchester

VIII: Die Samariterin (Johannes 4, Verse 6-15)
Alt-, Tenor- und Bass-Solo mit Orchester

IX: Der Regenbogen (1. Buch Moses 9. Kapitel, 12-16)
Soli, Chor und Orchester

X: Epilog: Strom des lebendigen Wassers (Offenbarung Kapitel 22)
Soli, Chor und Orchester

Dauer: 42 Min.

Besetzung: Auftragskomposition für das Augsburger Friedensfest
Uraufführung am 8.8.2007 in St. Anna Augsburg
Leitung: KMD Michael Nonnenmacher


Orchesterbesetzung:
2 Flöten
1 Oboe
1 Fagott
2 Hörner
Orgel (zweimanualig mit Ped., evtl. nur Positiv)
Cembalo
Streicher (8-6-6-4-3)

Vorwort: "Wasser ist Leben" (Antoine de Saint-Exupéry) ist ein Wissen, das allen Völkern und Religionen gemeinsam ist. Mit dem Symbol "Wasser" sind alle Reinigungs- und Initiationsriten verbunden. Wasser ist das Ursymbol aller Religionen. Unser Planet Erde und der Mensch - ja, alle Lebewesen - weisen denselben Prozentsatz von Wässrigem und Festem auf, denn alles Leben ist aus dem Wasser der Urozeane entstanden. Schon eine Abweichung von zehn Prozent bedeutet für den Verdurstenden den sicheren Tod. Von großer Bedeutung ist die Qualität des Wassers: sie bestimmt die Lebendigkeit aller organischen Systeme; sie ist Indikator für den ethischen Sinn alles Existentiellen. Das meinte vor über 2000 Jahren schon Buddha mit der Feststellung "Für den Menschen gibt es nur ein Heilmittel, und das ist das Wasser!". Das meinen die vielen wasserbezogenen Stellen aller Mythologien und auch der Bibel, in denen Wasser in einer umfassenden Doppelhaftigkeit Leben, Schöpfung und Taufe aber auch Tod und Sintflut symbolisieren.
Für die moderne Physik gehört Wasser "dem Licht vergleichbar" zu den großen Rätseln der Materie. Substantiell (trotz aller chemischen Formeln) nicht fassbar gleich es einem Nichts voller Paradoxien: Aus seiner Selbstlosigkeit rührt seine immense Vermittlungsfähigkeit. Es trägt alles, ist aber an keinem Prozess beteiligt. Es hat Gedächtnis. Es speichert die Geschichte der Menschheit"
Das Wasser - Oratorium spürt den vielfachen Bedeutungen des Wassers nach und zeigt dessen mythologische Tiefe durch alle Zeiten und Kulturen. Bisweilen klingen auch harte Töne an, getragen von der Angst, dass das XXI. Jahrhundert zum Zeitalter der Wasserkriege werden könnte. "Ohne Wasser kein Friede", das ist bereits heute eine sichere Gewissheit. Und die Wasserkriege sind bereits weltweit die Norm.
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DIE TEXTE:

I: AM ANFANG SCHUF GOTT (Genesis: 1. Buch Moses, 1-10)

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe;
und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.
Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag
und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern,
und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.
Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste
Von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also.
Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere Tag.

Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter,
Dass man das Trockene sehe. Und es geschah also.
Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer.
Und Gott sah, dass es gut war.

II: WIE DER HIRSCH SCHREIT NACH FRISCHEM WASSER (aus Psalm 42)

Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,
so schreit meine Seele, Gott zu Dir.
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?

III: DER ENGEL DES WASSERS (aus den Schriftenrollen der Essener)

In die trockene und unfruchtbare Wüste haben die Kinder des Lichts den Engel des Wassers gebracht: Damit er einen Garten und Ort des lebendigen Grüns hervorbringe, voller Bäume und dem Duft der Blumen.
Lass dich in die offenen Arme des Wasserengels sinken: und er wird alles aus dir herauswaschen, was unrein und schlecht ist. Lass meine Liebe zu dir fließen, oh Himmlischer Vater, so wie der sanfte Regen die Erde küsst.

Wir verehren all die Heiligen Wasser, die den Durst der Erde stillen, all die Heiligen Wasser, die der Schöpfer schuf, und all die Pflanzen, die Er machte. Denn sie alle sind heilig!
Wir verehren das Wasser des Lebens und alles Wasser auf Erden, das stehende, das fließende und quellende Wasser, die Quellen, die dauernd fließen, die gesegneten Regentropfen. Immer ehren wir die guten und heiligen Gewässer, die das Gesetz geschaffen hat.

Lass die Meere aufbrausen und alle Wasser der Welt, die Welt, und die Wesen, die darin leben. Lass die Fluten freudig klatschen, lass die Hügel froh beisammen sein. Die Stimme des Herrn ist über den Wassern! Der Herr der Herrlichkeit donnert.

Himmlischer Vater! Und du, Engel des Wassers!
Wir sind dir dankbar und segnen deinen Namen. Eine Flut der Liebe springt hervor aus den
Orten unter der Erde: die Gemeinschaft des Lichts ist für immer gesegnet im Heiligen Wasser des Lebens.

IV: DIE KUNDE DER SCHÖPFUNG - aus dem "Popul Vuh" (Buch des Rates der Maya)

Das ist die Kunde der Schöpfung:
Da war das ruhende All. Kein Hauch. Kein Laut. Reglos und schweigend die Welt. Und des Himmels Raum war leer. Dies ist die erste Kunde, das erste Wort. Noch war kein Mensch da, kein Tier. Nur der Himmel war da. Noch war der Erde Antlitz nicht enthüllt.

Nur das sanfte Meer war da und des Himmels weiter Raum.
Nichts gab Laut, nichts bewegte, nichts erschütterte, nichts brach des Himmels Schweigen. Noch gab es nichts Aufrechtes. Nur die ruhenden Wasser, das sanfte Meer, einsam und still. Nichts anderes.

Anmerkungen: VI: DER TROPFEN (Friedrich Wackernagel)

Ein Tropfen fällt, es klingt
Das Meer nur leise,
Die Stelle wird umringt
Von Kreis? an Kreise.

Und weiter, immer mehr;
Nun ruht es wieder.
Wo kam der Tropfen her?
Wo fiel er nieder?

Es war ein Leben nur,
Und nur ein Sterben,
Und kam, auch eine Spur
Sich zu erwerben.

IX: KONTRASTE (Collage aus Sachtexten und Sinnsprüchen)
Ritornell:
Wassermangel, Wasserkriege, Wasserverschwendung, Wasservergiftung
Wassermangel: 70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt. nur 0,02 Prozent als Trinkwasser verfügbar. In 80 Ländern der Erde derzeit Wasserknappheit.
Mehr als eine Milliarde Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser.
Weltbevölkerung hat sich auf 6 Milliarden versechsfacht. Die Wasservorräte sind nicht mitgewachsen. Der Jordan führt nur noch ein Drittel seiner Wassermenge. Wassermangel führt zur Versalzung der Erde. Uno geht 2050 von 9,2 Milliarden Weltbürgern aus.
Wassermangel. Wassernot.
Spruch 1:
Das Fliessen des Wassers und die Wege der Liebe haben sich seit den Zeiten der Götter
nicht geändert (japanisches Sprichwort)
Ritornell:
Wassermangel, Wasserkriege, Wasserverschwendung, Wasservergiftung
Wasserverschwendung: Der deutsche Wasserbedarf 1991: 47,2 Milliarden Kubikmeter, davon allein 23 Milliarden Kubikmeter als Kühlwasser in Kraftwerken, in der Industrie 11 Milliarden Kubikmeter, Landwirtschaft 6,5 Milliarden Kubikmeter.
Tagesverbrauch Deutschland pro Kopf: 120 Liter Trinkwasser, davon nur 4 Liter zum Kochen und Trinken.
Tagesverbrauch USA pro Kopf: 400 Liter Trinkwasser, für WC-Spülung und Autowäsche.
42 % der Weltbevölkerung ohne Grundversorgung, Trinkwasserverschwendung, Wasserverschwendung.
Spruch 2:
Die Flüsse sind die Adern der Erde (Phillip Deere)
Jeder See ist ein Auge der Erde (Henry D. Thoreau)
Ritornell:
Wassermangel, Wasserkriege, Wasserverschwendung, Wasservergiftung

Wasservergiftung: Täglich sterben 6000 Kinder an verseuchtem Wasser! Quellen waren heilige Orte! Nach Uno-Angaben sterben jährlich 4 Millionen Menschen an verschmutztem Trinkwasser! Flüsse waren heilig! Wasserfälle waren heilig!
Aus deutschen Fabriken täglich 230 Tonnen Chemie in den Rhein: Amoniak, Insektizide, Pestizide, Herbizide. Die Ostsee schluckt jährlich eine Million Tonnen Stickstoff und 80.000 Tonnen Phosphat. Globale Umweltzerstörung. Sauberes Wasser ist knapp.
2002: Ruhr, Typhus, Cholera - 1,8 Millionen Menschen sterben.
Städtisches Wassernetz in Jakarta mit Fäkalbakterien und Amoniak verseucht.
Weltweit wird nur 5% des Abwassers gereinigt.
Spruch III:
Wasser ist stärker als der Fels. Härte wird durch Gewaltlosigkeit besiegt (Lao Tse)
Ritornell:
Wassermangel, Wasserkriege, Wasserverschwendung, Wasservergiftung
Wasserkriege: UNO 1992 in Rio: Das nächste Jahrhundert wird das des Wassers sein. Denn: "Wasser ist Leben" (Antoine de St. Exupéry). Ohne Wasser keinen Frieden.
Weltbank befürchtet Wasserkriege. Ägypten und Sudan streiten um Nil-Wasser.
Argentinien verteidigt seine Wasserresourcen.
Streit um Flüsse. Militärs besetzen Euphrat, Nil, Jordan, Mecong.
Wassermangel Konfliktursache Nr.1 in Afrika. Wasser wird im 21. Jahrhundert das, was Öl im 20. Jahrhundert war.
Herr Gott erhör mein Rufen.
Spruch IV:
Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser; und siehe, da tat sich der Himmel über ihm auf. (Matthäus, 3 Kapitel, Vers 16)

VIII: DIE SAMARITERIN (Johannes 4, Verse 6-15)
Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich also auf den Brunnen; und es war um die sechste Stunde.

Da kam ein Weib aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!
Spricht nun das samaritische Weib zu ihm: Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist und ich ein samaritisch Weib?
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: "Gib mir zu trinken!", du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Spricht zu ihm das Weib: Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?

Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, der wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden,
das in das ewige Leben quillt.

IX: Der Regenbogen (1. Buch Moses 9. Kapitel, 12-16)

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch: meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken, der soll das Zeichen sein zwischen mir und der Erde.
Und wenn es kommt, dass ich die Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen in allerlei Fleisch, dass nicht mehr hinfort eine Sintflut komme, die alles Fleisch verderbe.
Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich gedenke an den ewigen Bund .

X: Epilog: Strom des lebendigen Wassers (Offenbarung Kapitel 22)

Und er zeigte einen lautern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall; der ging aus von dem Stuhl Gottes und des Lammes.

Und es wird keine Nacht da sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichtes der Sonne, denn Gott der Herr wird sie erleuchten.

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm!
Und wer es hört, der spreche: Komm!
Und wen dürstet, der komme, und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.

Uraufführung:  08.08.2007, St. Anna Augsburg Augsburger Friedensfest

Uraufführung Interpreten: Madrigalchor bei St. Anna, Capella St. Anna
Barbara Nagel (Sopran), Birgit Jeschke (Alt)
Robert Sellier (Tenor), Werner Rollenmüller (Bass)
Ltg.: KMD Michael Nonnenmacher

Uraufführung Presseberichte: Augsburger Allgemeine vom 10.8.2007
RASANTER APPELL IN FARBIGEN TÖNEN: TELEMANNS ERBAUUNG IM SCHATTEN VON ENJOTT SCHEIDERS URAUFFÜHRUNG

Es zeichnet St. Anna als Zentrum der evangelischen Kirche aus, zum Friedensfest mit Uraufführungen aufhorchen zu lassen. Enjott Schneiders Wasseroratorium
'...und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser' gab den Ton an. Begeisterung im vollen Gotteshaus, Bravi für den Komponisten.
Zuerst schlägt Schneider das Textbuch weit auf. Von Genesis bis zum Epilog aus der Offenbarung reicherte sich die Botschaft zum Wasser an. So verwies der 'Engel des Wassers' auf die Essener, jener Gruppe des Judentums, in der die 'Mikwe' als spirituelles Waschbad eine große Rolle spielt, klang die Schöpfungskunde aus dem 'Popul Vuh' der Maya an, Rilke kontrastierte mit aufrüttelnden Textcollagen, der Evangelist Johannes festigte den Oratoriums-Gestus, alles überspannte der Moses-Regenbogen als Zeichen des ewigen Bundes.
Effektgeladener Stil
Wie in der Filmmusik - das weiß Schneider als Experte - der Primat des Optischen vorherrscht, so gewann nun die Textbotschaft Priorität. Sein Stil zielte effektgeladen auf 'Vehikelwirkung' ab, die Musik führte vielseitig die Textbotschaft vor Augen....Madrigalchor/Capella St. Anna sprangen unter Michael Nonnenmachers engagierter Leitung auf diesen Zug. Der Chor fand zu deklamatorischem melos, hier flüsternde Rezitationen, dort bildhafter A Capella-Satz. In Agit-Prop-Schärfe prangerten die Collagen Wassermangel und -verschwendung an. Chor und Solisten traten in Interaktion, die Signaleffekte des Orchesters schufen Thrillerflair. Im weichen Oratoriums-Kleid die Soli..... Telemann stand im Schatten - im Trend lag jedenfalls Enjott Schneider.