Kategorie:  Orgel / Sacred Music , Symphonie / Orchester

Sätze: 1: Prolog: Im Dunkel der Matrix
2: Dialog: „...da ist Freiheit“
3: Von der Seele
4: Wir glauben all
5: Meditation: Die Luther-Rose
6: „Hier stehe ich!“
7: Finale: „Von der Nächstenliebe“

Dauer: 20 Minuten

Notenausgabe: Strube Musikverlag München , VS 6743 , 2017

Besetzung: Besetzung (die Partitur steht in C):
2 Flöten,
Oboe,
Englischhorn
Klarinette (B)
Bassklarinette (B)
Fagott
3 Hörner (F)
Pauke
Schlagzeug
Streichorchester

Vorwort: 


Enjott Schneider (*1950)
»... da ist Freiheit«,
Kaleidoskop nach Texten von Martin Luther für Sopran, Bariton und Orchester

Die Reformation vor 500 Jahren hat die Menschen vor allem in ihrer Gedankenwelt befreit: keine Bevormundung durch Dogmen oder Glaubensdekrete, Selbstverantwortung statt Bevormundung durch kirchlichen Sitten- und Verhaltenskodex, Freiheit der eigenen Meinung kontrolliert durch Selbstkritik und nicht enden wollende Wissenszufuhr.... Von dieser „Freiheit“ versucht das musikalische Kaleidoskop emotional etwas zu vermitteln. Weniger durch die verstandesmäßig zu rezipierenden Textinhalte, als durch die Sinnlichkeit der Musik pur: Freiheit der Kunst, ästhetische Bewegung ohne Schablone und stereotypisierte Erwartungshaltungen. Die Texte liefern sehr fragmentarisch ohne geschlossen-logische Schicht nur Stichworte, Assoziationsräume und Bilder. Eine besondere Rolle spielen die instrumentalen „Kommentare“ zu den einzelnen Textbausteinen. Es geht um „Reformation“ nicht zum Verstehen, sondern zum Erträumen und Erfühlen.

Texte:

2: Dialog: „...da ist Freiheit“
„Der Herr ist der Geist, wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“.
(2.Kor. 3, V4)

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan“ -
„Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“
„Du sollst von allen Dingen frei sein!“ (Luther: Freiheit des Christenmenschen)

3: Von der Seele
„Was hilft es der Seele, daß der Leib ungefangen, frisch und gesund ist, ißt, trinkt und lebt, wie er will? – „Was schadet es der Seele, daß der Leib gefangen, krank und matt ist, hungert, dürstet und leidet? Von diesen Dingen reicht keines bis an die Seele, um sie zu befreien oder zu fangen, sie fromm oder böse zu machen.“

„Wenn sie aber das Wort hat, dann bedarf sie auch keiner anderer Dinge mehr, sondern sie hat in dem Wort Genüge, Speise, Freude, Frieden, Licht, Kunst,
Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, FREIHEIT

4: Wir glauben all
„Zu diesen Ehren kommt der Christ ausschließlich durch den Glauben und durch kein Werk.
(Fragmente des Lutherchorals)
Wir glauben all an einen Gott, Schöpfer Himmels und der Erden...
....der sich zum Vater gegeben hat, dass wir seine Kinder werden.

5: Meditation: Die Luther-Rose

6: Hier stehe ich!“
Luther beim Reichstag in Worms: „Ich kann nicht anders – hier stehe ich!“
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest“ (Gal.5,1)

7: Finale: „Von der Nächstenliebe“
„...daß alle Werke dem Nächsten zugute ausgerichtet sein sollen....seinem Nächsten damit aus freier Liebe zu dienen“.

„...daß ein Christenmensch nicht in sich selbst lebt, sondern in Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe.“

„Liebe ist Freiheit in ihrer schönsten Form“ (Landesbischof Frank Otfried July)




Widmung:  Mark Mast in Freundschaft gewidmet

Anmerkungen: Beim Schreiben der Komposition entdeckte ich (zunehmend schmerzhaft) die Nähe des Luther-Textes zum eigenen Leben: Wir leben in einer falschen Welt, in einem Gefängnis voller Fremdbestimmung, Programmierung, Illusionen, mit sinnlosen Zielen ohne Verwurzelung im eigenen Leben.... Wir sind (ohne es zu Bemerken) an Systeme und Kartelle gefesselt, an das Ökonomiesystem der Banken & Konzerne, an die Abhängigkeit von Computerprogrammen, an die verlogenen Wirklichkeiten von Werbung, Film und fernsehen.... kurz: WIR LEBEN IN EINER MATRIX...die uns eine andere Realität vorgaukelt als die wirkliche eigene Realität, die uns ein anderes "Ich" vorgaukelt als unser wirkliches Selbst. FREIHEIT... so Martin Luther ... ist die Freiheit der Seele und des "Innen", eine Freiheit, die von äusseren Dingen wie Prestige, Aussehen, Gesundheit, Reichtum und materieller Ausstattung unabhängig ist....Die innere FREIHEIT ohne Lüge vor sich selbst ist der höchste Wert des Menschen. Deshalb habe ich meinen Prolog zur Komposition RAUS AUS DER MATRIX! genannt... durchschaut das Lügengebilde unserer Fassaden- und Besitztumswelt......
..... so wie Martin Luther mit der REFORMATION den Menschen aus der Matrix von Klerus und Gewaltherrschaft des Adels und auch der Banken befreit hat (hinter dem ganzen Ablass-Handel stand das Bankhaus der Fugger u.a.)... so sollen wir uns momentan auch wieder selbst befreien. "Von der Freiheit eines Christenmenschen" ist ein brandaktueller Text!

Uraufführung:  19.05.2017, Evangelische Stadtkirche Freudenstadt. Eröffnungskonzert des SCHWARZWALD-MUSIKFESTIVALS 2017

Uraufführung Interpreten: Judith Spiesser (Sopran) - Florian Götz (Bariton), Philharmonie Baden-Baden, Ltg.: Mark Mast