
SAVE PLANET EARTH! – MUSIK ZU NATUR UND ÖKOLOGIE
Mit zunehmendem Alter verspüre ich, dass mit einem essentiellen Komponistendasein auch eine gewisse ethische Verpflichtung verbunden ist: Es genügt mir nicht mehr, nur eine narzisstische „Ich“-Aufblähung zu intendieren, Tagebuch-artig die eigene Befindlichkeit und Gefühlswelt weitergeben zu wollen. Es genügt mir auch nicht mehr, mich in strukturellen Problemen wie dem tektonischen Organisieren von Tonmaterial im Sinne einer zweckfreien L’Art pour l’Art zu belassen, - oder den bloßen virtuosen Spieltrieb zur Schau zu stellen und zu befriedigen - nach dem Motto „Schaut mal, wie schnell oder rasant ich technische Probleme auf meinem Instrument bewältigen kann!“.
Unterm Strich meine ich auch beobachten zu können, dass alle Musikschaffende, die ihr Können in den Dienst einer höheren Macht, einer mitmenschlichen Verpflichtung oder einer übergeordneten Idee stellen, aus diesem Altruismus heraus ein Repertoire schaffen, das viel bleibender und nachhaltiger in der Gesellschaft und in der kollektiven Erinnerung weiterleben wird.
Beispiele gibt es viele: In der sakralen Musik ist das Dienen der Musik als Verneigung vor einer größeren Wesenheit sozusagen Programm… und Johann Sebastian Bach mit seinem „Soli Deo Gloria“ ein unübertroffenes Leitbild. Es müssen dabei nicht immer religiöse oder humanistische Themen sein: Luigi Nono oder Hanns Eisler beispielsweise dienten der kommunistischen Idee einer Gleichheit von Menschen ohne Klassenzuordnungen, auch ein Hans Werner Henze sah seine Kunst in keinem ästhetischen Freiraum, sondern verstand sie als ‚engagierte Musik‘, - ganz in der Tradition von Beethoven, dessen großes Ideal und ethisches Schlüsselwort „die Freiheit!“ war… Bei Dmitri Schostakovitch und Mikis Theodorakis war es ähnlich: sie kämpften gegen Diktaturen, für Freiheit, für ein besseres Leben ihrer Mitmenschen. Es ist inzwischen meine feste Überzeugung, dass die musikhistorische Nachhaltigkeit der oben genannten Namen und ihre Musikwerke eng mit ihrem ethischen und gesellschaftsrelevanten Tun verbunden ist.
In der jetzigen Zeit brennen viele Themen auf den Nägeln, zeigen sich irreparabel gewordene Irrwege einer an Mega-Konsum und Profitgier aus dem Ruder laufenden Gesellschaft: Umweltverschmutzung, Zerstörung natürlicher Lebensräume, Verschmutzung der Weltmeere, Plastik- und Atommüll in Erdboden und Gewässern, die noch Hunderte von Jahren eine tödliche Belastung sein werden, Vergiftung der Pflanzen- und Tierwelt durch sinnlosen Einsatz von chemischen Helfern einer industrialisierten Landwirtschaft, daraus resultierendes radikales Artensterben in Fauna und Flora, Erderwärmung durch abartig zu hoch gewordenen Energieverbrauch, Klimaveränderung als Folge….
Das sind die Themen unserer Zeit, denen sich auch die Kunst und Kultur stellen müssen, wenn sie nicht als bloß ästhetizistische Selbstbefriedigung obsolet werden wollen.
Ganz simpel verspüre ich: wir müssen mehr denn je uns der gemarterten Natur und dem Erhalt der uns anvertrauten Erde widmen. Auch in der Kunst…- komponierend, interpretierend, singend und spielend. Musik als Mahnung und Aufschrei!
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Ganz unmerklich haben sich deshalb solche „ökologische“ oder zum Erhalt der Schöpfung mahnende Themen in mein Komponieren eingeschlichen:
In den vergangenen Jahren entstanden z.B. Werke wie HIP, TRASH & HOP. RECYCLING SYMPHONY (Premiere April 2023 mit Alexej Gerassimez/Percussion und den Nürnberger Symphonikern, Ltg. Gordon Hamilton), - mit Sätzen wie „Plastic Tsunami“ oder „Friday for Future“. Es entstand ein Quintett OUR HOPE IS BLUE & GREEN“ (Premiere November 2023 mit dem Ensemble Mosaique), das auf ein im Auftrag des chinesischen Raumfahrtministeriums gleichnamiges Werk von 2012 zurückgeht. Im April 2022 wurde ein aggressiv-motorisches Werk „FIVE TO TWELVE. TIME IS RUNNING OUT“ für Orgel und Schlagzeugquartett von Hansjörg Albrecht und der Christian Benning Percussion Group uraufgeführt. Ganz dem Artenschutz und den gravierenden Vernichtungen im Bereich der Insekten und Kleinstlebewesen haben sich zwei meiner Kompositionen verschrieben: 2021 die SILENT PRELUDES / ABOUT INSECTS & THE MICROBIOTIC WORLD für Orgel, Video und Sound Design, und das REQUIEM FOR THE INSECTS für Streichquartett, Schlagzeug, Video & Sound Design, - letzteres wurde im April 2022 im Konzerthaus Berlin mit dem Gropius Streichquartett und Stefan Blum (Percussion) uraufgeführt, - mit einem Finale REQUIEM FOR A DYING WORLD.
Schon im Februar 2020 entstand sehr zeitnah zum damaligen Ausbruch der Covid19-Pandemie im Auftrag des Bejing Symphony Orchestra und der Stadt Beijing ein „Symphonic Poem WUHAN 2020“, - das - oft verschoben- dann erst im August 2020 vom Beijing Symphony Orchestra unter Leitung von Li Biao in mehreren chinesischen Städten als Mahnmal aufgeführt werden konnte: nach apokalyptischem Klängen und rasender Zerstörungswelle brechen Momente der Hoffnung durch, dass ein Desaster doch noch abgewendet werden könnte?
Zwei Themen zogen sich viele Jahre leitmotivisch durch mein Arbeiten: „Wasser“ und „Bäume“: Die Naturhaftigkeit, Intelligenz und lebensspendende Kraft des Wassers finden sich im WASSERORATORIUM, das 2007 zum Augsburger Friedensfest komponiert wurde, das dem Mythos „Wasser“ in Geschichte und Kulturen nachspürt und besonders politisch im Satz „Kontraste“ zu Wasserkriegen und Wasserverschmutzung Stellung nimmt. Mehrfach kreisen kompositorische Gedanken zum apokalyptischen Wasser wie in AQUA VITAE von 2010 oder MAYIM CHAIM – WATER OF LIFE von 2020. Ein richtiger Hit wurden KYRIE & GLORIA FÜR CHOR UND WALGESÄNGE von 1994, das von der Münchner „Cantionale 94“ unter Leitung von Roderich Kreile uraufgeführt und dann selbst schon auf dem Wiener Stephansplatz open Air von 5000 Menschen gesungen wurde. Orchesterwerke waren 2019 komponiert THE DAO OF WATER für das Hongkong Chinese Orchestra und WATER – ELEMENT OF INFINITY als Doppelkonzert für zwei Flöten und Orchester. 2020 - gerade noch vor Ausbruch der Covid19-Pandemie - wurde dies von Agata Dlugosz-Kielar und Lukasz Dlugosz mit dem Silesian Symphony Orchestra auf CD eingespielt. Die Thematik des letzten Satzes „Water – the hidden shape of power findet sich selbst im Finale der Miniaturen THREE NOCTURNES“ für Gitarre solo wieder, - die Kraft des Wassers, die in seiner Bescheidenheit und Beständigkeit liegt.
– Das Thema „Bäume“ findet sich in zahlreichen „Baumbildern“ in mehreren Besetzungen, - vom Gitarren-Duo bis zu Kammermusikformationen wieder. Auch in Orchesterwerken wie den BAUMWELTEN – WORLDS OF TREE 2019 oder im Schlagzeugkonzert SECRET OF TREES, das von David C. Panzl 2017 uraufgeführt und 2021 mit den Nürnberger Symphonikern (Leitung: Gabriel Venzago) auf der WERGO-CD „WOOD & METAL. COLORS OF PERCUSSION“ eingespielt wurde. Es findet sich auch eine intim produzierte CD TALKING TREES von 2009 mit Solisten wie Stefan Temmingh (Bass-Blockflöte) und dem Gitarren-Duo Gruber & Maklar.
Letztlich geht es bei ökologischen Themen um NATUR und deren Erhalt und Verehrung. Im weitesten Sinne um CREATION / SCHÖPFUNG, die es zu bewahren und zu loben gilt. Das sind genau die Finalthemen etwa der Oper FÜRST PÜCKLER – ICH BIN EIN KIND DER PHANTASIE von 2005 mit der Hymne „Wir sehnen uns so sehr nach der Freiheit der Bäume“ und der SYMPHONIE NR. 4 „SALAAM“ Friedenssinfonie für Soli, Chor und Orchester, die zum Augsburger Friedensfest 2011 mit über 300 Mitwirkenden (Leitung: Dirk Kaftan) aufgeführt wurde und den Pücklerschen Hymnus an die Bäume noch zu kämpferischen Motiven aus „Star Wars“ von Beethoven verbindet. Den unverwüstlichen Kräften der Natur und Lob der Schöpfung sind auch viele Sätze des weltlichen Oratoriums ORBE ROTUNDO verpflichtet, das seit 2010 mehrfach aufgeführt und 2023 als WERGO-CD erschienen ist.
Mahnendes Gedenken durch Musik bestimmt schon seit vielen Jahrzehnten meine kompositorische Ausrichtung. Auch im nicht-naturhaften und eher politisch determinierten Bereich. Schon 1982 entstand z.B. als Protest gegen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland das Oktett SEMRA ERTAN – ADAGIO & SCHERZO, das der türkischen Dichterin Semra Ertan gewidmet ist, die sich 1982 in Hamburg als Fanal gegen die ausländerfeindlichen Tendenzen öffentlich verbrannt hatte. Solche Kompositionen wurden fortgeführt, bis z.B. Mail 2020 zu PLEASE, I CAN’T BREATHE – The last words of George Floyd for voice & ensemble, das am 6. Juni 2020 in der Konzertreihe “Verhört!” in München als ein “In Memoriam“ Premiere hatte. Untrennbar mit Politik sind Naturzerstörung und Ökologie in Themen bzgl. der Radioaktivität verknüpft. So entstand bereits 1992 – drei Jahre nach der Atomkraft-Katastrophe in Tschernobyl/Ukraine ein beklemmendes Werk für Stimme und Ensemble DIE NACHRICHT – IN MEMORIAM TSCHERNOBYL, das als Kompositionsauftrag für die Maifestspiele Staatstheater Wiesbaden komponiert wurde. Später gab es eine Fassung für Chor a cappella DIE NACHRICHT, die vom Ensemble Singer Pur im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage 2005 uraufgeführt wurde.








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