Kategorie:  Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music

Sätze: SANCTA TRINITAS
ORATORISCHES TRIPTYCHON ZUR „HEILIGEN DREIFALTIGKEIT“
für Sopran, Bariton, Chor und Orchester
Teil 1: WIR GLAUBEN ALL AN EINEN GOTT

1: Introduktion / 2: Jubilus “Wir glauben all“ / 3: „Er will uns allzeit ernähren“ / 4: Exclamatio „Groß ist unser Herr“ / 5: „Lobt ihn, Sonne, Mond und Planeten“ / 6: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“

Dauer: 22 Minuten

Notenausgabe: Strube-Verlag München , EDITION 6848 Klavierauszug Partitur und Stimmen , 2014

Besetzung: Sopran
Bariton
Chor (S A T B)
2 Flöten
Oboe /Englischhorn (1 Spieler)
Klarinette / Bassklarinette (1 Spieler)
Fagott
3 Hörner in F
3 Posaunen ( T T B)
Harfe
1 Schlagzeuger (gr. Tr., kl. Tr., Tomtoms, Tamtam, Triangel, 3 Becken, Vibraphon, woodblock)
1 Pauker (mittel-mittel-tief), auch Triangel
Streicher (12-10-8-6-4)

Textdichter: Martin Luther / Johannes Kepler

Vorwort: ALLGEMEINES VORWORT:

Thematik und Texte waren von der Evangelischen Stadtkirche „Heilige Dreifaltigkeit“ in Bayreuth vorgegeben und legten die Konzeption eines „Oratorischen Triptychons“ im Sinne eines „Bayreuther Credo“ nahe, das aus drei einzelnen Oratorien von jeweils etwa 20 Minuten Dauer besteht. Zentrum und verbindendes Element ist Martin Luthers Trinitätslied von 1524 WIR GLAUBEN ALL AN EINEN GOTT. Dessen drei Strophen nehmen deutlich Bezug zu den drei Glaubensartikeln von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Die Melodie im ersten Kirchenton provoziert im Einschwingen mit dem Melsima aus fünf Tönen den entmaterialisierten Tonfall der archaischen Gregorianik. Diese fünf Töne haben als Quintole interpretiert hohen Wiedererkennungswert und akzentuieren auf unnachahmliche Weise das „Wir!“ und den Gedanken der Gemeinde, der für den frühen Protestantismus (im Unterschied zur hierarchischen und patriachalisch geführten vorreformatorischen Kirche) prägend wurde.
Jeder Teil des Tripychons stellt der Liedstrophe Martin Luthers als Kommentar einen weiteren freien Text (aus dem Kirchengesangbuch) gegenüber. Im Oratorium Teil 1 WIR GLAUBEN ALL AN EINEN GOTT ist es eine Lobpreisung von Johannes Kepler (1571-1630). Im Oratorium Teil 2 JESUS CHRISTUS – MENSCH UND BRUDER ist es ein bittender Text von Dietrich Bonhoeffer (1906-1945); dieser Teil ist sozusagen das leise Mittelstück, das ganz auf Jesus und die Passion am Kreuz zugeschnitten ist. Das Oratorium Teil 3 SPIRITUS SANCTUS – TAUBE, WASSER, FEUERSTURM zeichnet den Heiligen Geist mit den Taufsymbolen nach und ist voll flutender und brausender Energie; der hier kommentierend hinzugezogene Text „Der Heilige Geist ist Quelle des Lebens“ der Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179) thematisiert das Flammen, Lodern, Brennen und leuchten unmittelbar und führt zu einem eindrucksvollen Finale.

Oratorium Teil 1: WIR GLAUBEN ALL AN EINEN GOTT

Das erste Oratorium besteht aus sechs Sätzen, von denen die ersten drei auf Luthers Liedstrophe, und die letzten drei auf Keplers Lobpreisung zurückgehen:
1: Introduktion / 2: Jubilus “Wir glauben all“ / 3: „Er will uns allzeit ernähren“ /
4: Exclamatio „Groß ist unser Herr“ / 5: „Lobt ihn, Sonne, Mond und Planeten“ /
6: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“.
Die ersten Sätze stellen in einer mystischen Introduktion vor allem die ersten Choralzeilen mit der markanten Quintole in den Vordergrund; in einem vitalen „Jubilus“ meist im 6/8-Takt offenbaren sich Glaubensfreude und eine Ästhetik der Überraschung; abschließend werden die weiteren Choralzeilen in unterschiedlichsten Stimmungen dem Hörer textlich und melodisch vertraut gemacht. Um tonsprachlich in der Nähe des Chorals von Martin Luther zu bleiben, wurde von farbigen Harmonien und geschichteten Akkorden ausgegangen und nur wenige freitonale Weitungen gesucht. Wiederkehren ist ein prägnantes rhythmisches Motiv „ta, tata, tatata“, das als 1-2-3 ein temporales Leitmotiv für den Trinitätsgedanken geworden ist.
Gegensätzlich dazu weiten die Vertonungen der Keplerschen Texte die Tonalität und das Tonmaterial, dem meist (jedoch gut verborgen) eine 12Ton-Reihe zugrundeliegt. Grund war hier für mich die faszinierende Figur des Johannes Kepler. Als Theologe, Astronom, Astrologe, Optiker und Naturphilosoph beschäftigte er sich mit der unendlich weiten Welt der Gestirne und Planeten, er bewies mit seinem Teleskop das neue Galileische Weltbild, entdeckte die Keplerschen Gesetze: vor allem aber war stand er in der hermetischen Tradition des Hermes Trismegistos, befasste sich mit der okkulten Welt und war pythagoräischer Mystiker. Die orchestralen Parts der Musik versuchen etwas von dieser okkulten Welt, der Sphärenmagie und dem menschenüberwindenden Klangzauber einzufangen.


Die Texte des 1. Oratoriums:

Martin Luther:

Wir glauben all an einen Gott, / Schöpfer Himmels und der Erden, / der sich zum Vater gegeben hat, / dass wir eine Kinder werden. /Er will uns allzeit ernähren, /Leib und Seel auch wohl bewahren; / allem Unfall will er wehren, / kein Leid soll uns widerfahren. / Er sorget für uns, hüt’ und wacht; / es steht alles in seiner Macht.

Johannes Kepler:

Groß ist unser Herr und groß seine Macht / und seiner Weisheit kein Ende! / Lobt ihn, Sonne, Mond und Planeten, / in welcher Sprache immer euer Loblied / dem Schöpfer erklingen mag! / Lobt ihn, ihr himmlischen Harmonien, / und auch ihr, die Zeugen und Bestätiger / seiner enthüllten Wahrheiten! / Und du meine Seele, / singe die Ehre des Herrn dein Leben lang! / Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge, / die sichtbaren und unsichtbaren. / Ihm allein sei Ehre und Ruhm / von Ewigkeit zu Ewigkeit. / Amen.


Anmerkungen: Auftragswerk der Evangelischen Stadtkirche „Heilig Dreifaltigkeit“ in Bayreuth zum 400jährigen Jubiläum der Wiedereinweihung und Namensgebung

Uraufführung:  29.01.2015, Evangelische Stadtkirche „Heilig Dreifaltigkeit“ in Bayreuth

Uraufführung Interpreten: Konzertchor der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik Bayreuth, Hofer Symphoniker, Ltg.: Georg Hage

Uraufführung Presseberichte: Presse der Uraufführung siehe unten bei den Fotos.
- - - - - - - Die Audio-Snapshots sind lediglich kurze Ausschnitte aus einem nichtprofessionellen dokumentarischen Mitschnitt der Uraufführung: