Kategorie:  Symphonie / Orchester

Sätze: 1: Mittagsscharte: „Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen“
2: Scherzo: Untersbergmandln
3: Im Dunkel der Spiegelwelt
4: Magna Mater: Domina Perchta


Dauer: 30 Minuten

Notenausgabe: Partitur und Orchestermaterial bei Schott Music GmbH , 2013

Besetzung: 2 Flöten (auch Picc.)
2 Oboen (auch Engl.Horn)
Klarinette (B)
Bassklarinette (B)
4 Hörner (F)
2 (3 ad lib.) Trompeten (B)
3 Posaunen (T-T-B)
Tuba ad lib.
Harfe
Timpani
Percussion (1 Spieler)
Grosses Streichorchester
Tonzuspielung (ad libitum)

Vorwort: Begleitender Essay des Komponisten:

Der Untersberg – am 28. Juni 1306 namentlich erstmals erwähnt - als markante Landmarke am Rande der Alpen - ist sagenumwoben, von historischer, mythologischer, geographischer, geologischer und geomantischer Einzigartigkeit. Lange Zeit „Wunderberg“ genannt hat er auch Beinamen wie Berg der Mythen, Berg der anderen Zeit, Drachenberg, magischer Berg, Kraftort Untersberg, Heiliger Berg Europas. Der Dalai Lama bezeichnete ihn bei seinem Besuch 1992 als „Herzchakra Europas“. Infolge spezifischer Licht- und Sonnenphänomene nennt man ihn auch „Berg des Lichts“. Sein exakter Gegenpol auf der Erde – down under – ist der Uluru („Ayers Rock“), dessen spirituelle Relevanz ihn nicht nur für die „Traumzeit-Mythen“ der Aborigines zum Wahrzeichen Australiens werden ließ. Beide haben als Tafelberge eine einzigartige Herzform. Mit dem Untersberg kann sich in Europa kein Berg vergleichen, weshalb ihm in der spirituellen Szene die direkte Verbindung zur Ursprünglichen Mutter, zur Univsersellen kosmischen Mutter nachgesagt wird. Dieser Ursprünglichkeit des Matriarchalen begegnen wir – bei der Christianisierung umgepolt – in den vielen Marienkirchen und Maria-Wallfahrtsorten dieser Region. Aktuell wird der Wiederentdeckung des Untersbergs als „Mutter-Berg Europas“ in esoterischen Kreisen höchste Bedeutung zugemessen.
Einbildung, Spekulation, Hypothesen? – Wer sich nur mit den harten Fakten begnügen will, erfährt schon Nachdenkenswertes: Allein die solitäre Form mit der freien Profilhöhe von 1400 ist auffallend. Das Plateau des ausgeprägten Massivs wird nur von zwei Gipfeln überragt, dem Berchtesgadener Hochthron (1973 m) und dem Salzburger Hochthron (1853 m). Dazwischen liegt die Mittagsscharte, die als Zeitgeber die mittägliche Sonne in sich birgt und den Berg zu den „Zeitbergen“ gehören läßt (wie etwa der 11er, 12er oder 1er in den Dolomiten). Bemerkenswert ist der nahe Gröding seit der Römerzeit abgebaute Untersberger Marmor, der nicht nur in den barocken Prachtbauten Salzburgs, sondern bis Ungarn und Mitteldeutschland verbaut wurde. Beispiellos ist die Höhlenwelt im Untersberg: Bisher sind im verkarsteten Kalkstein über 400 Höhlen bekannt, darunter die Schellenberg Eishöhle und die 1845 entdeckte Kolowrat-Höhle am Dopplersteig mit ihrem 300 Meter hohen Eingangsdom und 15 Kilometer Länge. Erst 1995 entdeckten Cannstätter Forscher die Riesending-Schachthöhle im Untersberg, mit 16,3 Kilometern Länge und einer vermessenen Tiefe von 1059 Metern die tiefste und längste Höhle Deutschlands: nach 350 Metern Abstieg wird ein Horizontalniveau erreicht, wo ganzjährig ein Bach fließt, weitere Niveaus mit Gewässern liegen 100 Meter und noch tiefer. Wen wundert es da, dass stets von Stimmen und Geräuschen aus Brunnen und vom Inneren des Berges berichtet wurde, dass Menschen spurlos verschwanden, daß hier von „Raum-Zeit-Fallen“ und energetischen Toren berichtet wurde, - vergleichbar mit den Spekulationen um das berühmte Bermuda-Dreieck im Nordatlantik. Rätsel allenthalben: Hjalmar von Lex (Nautiker, Kapitän, Höhlenexperte) spricht „von Höhlen im Untersberg, die einen Menschen bis zu 50 Jahre in die Zukunft versetzen“. Schlagzeilen der lokalen Presse wie Das Geheimnis des Wunderberges, oder Durch eine Höhle in die Zukunbft gestiegen, oder Berg soll sich nur am Himmelfahrtstag öffnen gehörten fast zum Alltag. Rätselhaft sind auch die häufig berichteten „Nebelbilder“ am Untersberg, daß Erscheinungen mit Regenbogenkreisen umrandet sind, wenn der Beobachter zwischen Sonne und Nebelbank sich befindet.

SAGENWELT RUND UM DEN UNTERSBERG

Die wundersamen Begebenheiten, die sich in Wäldern, Schluchten und Höhlen zugetragen haben sollen, ...im Wotansberg, am Hochtram, im Steinernen Meer, im Drachenloch, in der Verlorenen Woad (=Weide) sind ohne Zahl. In den Sagen und Märchen bevölkern Riesen und Zwerge (die Bergmandln), Waldschrate und Wildfrauen, das Wildmoos, die Wilde Jagd, in den Bergestiefen schlummernde Kaiser, Fürsten und Edelleute den Erzählfluß.
Zentral ist die Sage von Karl dem Großen (in der Urform ausgetauscht mit dem germanischen Wotan, später mit Kaiser Barbarossa, der 1190 beim Kreuzzug in Kleinasien ertrank, oder mit Friedrich II., der 1250 in Palermo verstarb) als Herrscher, der mit Rittern und Getreuen am Marmortisch im Thronsaal so lange schläft, bis die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, um dann mit seinem Heer aus dem Berg zu stürmen und die letzte Schlacht zu schlagen, bevor dann das Goldene Zeitalter anbricht. Da ist die Geschichte von den zwei Gendarmen, die eine Prozession von bärtigen, grauen Zwergen aufhalten wollen, ergebnislos schießen... und bald darauf selber tot im Bett aufgefunden werden. Ein Mandl führte 1847 einen Bauernknecht auf einen Felsen, wo dieser in die Zukunft blickend Soldaten sah, an der Bergspitze stehend dann ein Tal voller Blut erkennen musste, und dann bis ans Lebensende trübselig war. Von einem Zimmermann aus Hallein wird erzählt, wie er von den Bewohnern des Wunderbergs mitternächtlich in den Berg geführt wurde, man ihm ein vor 1000 Jahren geschriebenes Buch zeigte, in dem die Zukunft aufgezeichnet war. Berichte von Wildfrauen in langen, meist weißen Gewändern (der Feen-Topos) gibt es in großer Zahl, die sich Kinder holen wollen oder den Menschen nützlich sein wollten. Von ganzen Städten wie Juvavia am Fuße des Untersbergs wird berichtet, deren lasterhaft reiche Bewohner von Regenmassen heimgesucht und dann vom überall her sprudelnden Wasser ertränkt wurden: die Stadt versank im Schlamm und das große Moor ist entstanden. Wotans Wildes Heer oder die Wilde Gjoad (Wilde Jagd) wurde in den letzten Jahrhunderten zum Perchtenbrauchtum reduziert, wo in den Rauhnächten um Weihnachten allerhand Sagengestalten ihr Unwesen treiben: Saurüssel, der Vorpercht, der Tod, der Rabe, das Moosweiberl, der Hahnengickl, der Bär, die Hexe, Glöckler, Habergoaß und viele andere.
Eine der schönsten Geschichten ist die von Lazarus Gitschner (auch Lazarus Aigner genannt), der 1529 als Diener des Reichenhallers Stadtschreibers sieben Tage im Zauberreich des Wunderbergs herumgeführt wurde und alles aufzeichnen konnte. Die Erlebnisse werden bis heute nachgedruckt und lesen sich spannend. Lazarus sollte für seinen Pfarrer eine rätselhafte Inschrift S.o.R.G.E.I.S.A.T.o.M. (die man beim Wandern in einer Felsenkapelle unterhalb des Hochthrons entdeckte) nochmals abschreiben und wurde dann von einem Mönch ins Berginnere geleitet. Darin sah er riesige Kirchen mit zweihundert Altären und über dreissig Orgeln, sah Chöre, prachtvoll gefeierte Hochämter, hörte Glocken. Es war eine Spiegelwelt mit Fürsten, Bischöfen, prächtigen unteridischen Bauten. Beeindruckend waren zwölf Türen die in zwölf Richtungen zu bedeutenden Kirchen der Umgebung führten, vom Salzburger Dom bis zur Kirche nach Reichenhall. Man ging mit Lazarus den Weg – unter dem Königssee hinweg – nach Sankt Bartholomäe, oder nach Gmain. Nach sieben Tagen sollte er dieses Reich verlassen, durfte aber 35 Jahre lang niemandem davon berichten. Nach 35 Jahren starb er... und hinterließ seine Erzählung in schriftlicher Form.
Die Sagenwelt und die auf Gerüchten basierenden Geheimnisse dieser Region war natürlich auch gefundenes Pfund für die Ideologie der Nationalsozialisten. Der Symbolismus der Kraftfelder von Untersberg und Obersalzberg zogen auch Hitler magisch an und er wählte seinen (neben München und Berlin) dritten Wohnsitz am Obersalzberg so, daß er stets den Untersberg im Blick hatte. Andere Nazi-Größen wie Heß, Göring, Bormann oder Speer, die allesamt ebenfalls hier ihre Sommerfrische einrichteten folgten Hitler, der das alles nicht als Zufall, sondern als Plan verstand, beobachtete mit installiertem Teleskop (aus dem berühmten versenkbaren Fenster) immer den Untersberg: er fühlte sich mythologisch als Fortschreibung Karls des Großen, der einst mit seinem Heer sein Volk in Freiheit und ins Goldene Zeitalter führen wird, -eine geschickte politische Instrumentalisierung von uraltem Sagengut.

SAGENSTRUKTUREN UND SAGENKERNE

Die tausendfältigen Sagen und Berichte lassen sich auf wenige Topoi zurückführen: auf den Zugang zu Innererde, auf den Berg als Kraftort, auf eine Spiegelwelt in den Höhlen, auf eine zwergenhafte Species der Untersberger als „Bergmandl“, auf rätselhafte „Zeitphänomene“ (Zeitverlust, Blicken in die Zukunft). Dominant ist auch der Topos des Berges als schützende Hülle, in der man bis zur Wiedergeburt schläft oder glücklich die Zeit vergißt, - es ist der Topos der Gebärmutter der Magna Mater, des Ewig Weiblichen. Viele dieser Qualitäten findet man auch in den Mythen anderer Berge wie etwa dem Kyffhäuser im waldigen Bergrücken nahe des Harzes in Thüringen (wo ebenfalls Barbarossa schlafend seine Wiedergeburt erwartet), wie etwa dem kultisch verehrten 4317 m hohen Vulkanberg Mount Shasta im Norden Kalifoniens, worin ebenfalls wundersame kleine Menschen leben, und wiederholt Menschen verschwanden. Im Berg sollen sich die über 20.000 Nachfahren des im Pazifik versunkenen antiken Lemuria aufhalten. Die phrygischen Berge in Westanatolien, wo die Erdgöttin Kybele herstammte und wo in großen Höhlen das Geheimnis der Mutter gefeiert wurde, ähneln dem Untersberg und zeigen in der Mythenstruktur Parallelen auf. Mit kurzen Bemerkungen seien die Topoi der Untersberger Sagen skizziert:
a) Der Zugang zur „Innererde“ ist vor allem ein Rückweg zum großen Matriarchat; die Höhlensysteme werde als matriarchale Speicher gelesen, in denen die urweiblichen Energien überleben sollen. Typischerweise öffnen sich der Sage nach die ansonsten unsichtbaren Pforten in den Untersberg vor allem am 15. August, Mariä Himmelfahrt, - also an einem genuin weiblichen Termin. Die Zugänge sind (wie etwa dem Ululu oder dem Mount Shasta zugeschrieben) Dimensionstore in eine andere Welt, in eine Spiegelwelt.
b) Dass der Untersberg ein Kraftort ist und Anomalien im Magnetfeld wie in der Erdgravitation aufweist, läßt sich inzwischen wissenschaftlich messen. Das gilt auch für andere Kraftorte wie Stonehenge, Arktis und Antarktis, andere „Heilige“ Berge, oder für bedeutende sakrale Bauten wie die Kathedrale von Chartres oder Santiago di Compostella. Bei der Christianisierung wurden europaweit generell die vorhandenen Kraftorte der Erdreligionen genutzt und überbaut.
c) In vielen Sagen leben im Berg Gemeinschaften (ob kirchlich oder adlig), die wie ein soziales Spiegelbild des Aussen strukturiert sind, jedoch keine Not, Entbehrung oder Ungerechtigkeit kennen. Der Berg als Utopie. Eine Welt, die lebensecht aussieht, aber zeitlos, eher bloße Imagination und ohne wahres Leben ist: in der Spiegelwelt werden Gedanken und Wünsche zur Realität, die – da unbewußte schattenartige Wünsche oft dunkle Aspekte besitzen – nicht immer freundlicher Natur ist.
d) Die Zwerge oder Bergmandl sind arbeitsam, meist gütig und beschenken mit Weisheit, Hilfe oder Reichtum. Geärgert können sie allerdings aggressiv sein, doppelbödig und bisweilen skurril. Nicht umsonst wird eine seltene schwarze skurril blickende Salamanderart am Untersberg Bergmandl genannt.
e) In auffallend vielen Berichten ist von Zeit-Anomalien die Rede. Prototypisch ist hier die Geschichte von Brautpaar und Hochzeitsgesellschaft, die auf dem Weg von St. Leonhard nach Gröding von einem kleinen grauen, weißhaarigen Männlein in den Berg geführt, festlich bewirtet und nach einem Schlummer wieder entlassen wurden, - draussen aber feststellen mussten, daß wohl 500 Jahre vergangen waren. Die „Zeit ist hier anders“, vergeht meist schneller und man verläßt den Berg daher mit Zeitverlust. Immer wieder wurden daher Thesen propagiert, wonach hier „Zeitmaschinen“ aufgestellt waren, Menschen in die Zukunft gestiegen und damit verloren waren. „Zeitportale“ unterhalb der Mittagsscharte öffnen sich bevorzugt an Maria Himmelfahrt. Noch am 19.8.2008 berichtete das Reichenhaller Tagblatt von einer „Zeitexpedition“, die Erich Däniken zusammen mit Walter Ernsting unternehmen wollte. Da Ernsting, der in den 70er Jahren drei Menschen mit „Zeitverlusten“ vorstellte jedoch verstarb, kam die Expedition nie zustande. Ganz offiziell ist in Bad Reichenhall von einer Kyrill-Linie die Rede, die vom energetisch-mythologischen Zentrum über die Klingeralm bis nach Großgmain verläuft und den Bereich der Zeitanomalien markiert. Dazu gehört auch der alte Marmorbruch (Veitlbruch) direkt unter der Mittagsscharte.


DIE GROSSE MUTTER

Als Urschicht vieler Sagen, wie etwa auch des Perchten-Brauchtums (das erst später Männersache in Frauenkleidung und Masken dämonischer Weiber geworden ist), wird immer mehr die Domina Perchta, auch Frau Perchta (in Norddeutschland Frau Holle) oder Frau Welt als große matriarchale Figur der Erdgöttin erkennbar. Die Anfänge reichen weit in die keltische Zeit, wo die kontinentalgermanische und auch slawisch-mythologische Erdmutter mit der antiken Kybele sowie mit anderen Göttinen wie etwa Freya oder Frigg verbunden war. Die Verehrung der Großen Mutter kann in Kleinasien bis ins 7. vorchristliche Jahrhundert zurückverfolgt werden. - Das bauchartige Massiv des Untersberges als bewahrende oder verschlingende Gebärmutter war bereits in solcher Urzeit ideale Projektionsfläche für die Kelten, die Hallstadt und das Salzburger Land bewohnten. Andere Sprachvarianten sind übrigens Pertica, Perchtl oder Bercht, Berchta, - worin man unschwer den Namen Berchtesgaden wiederfinden kann. Perchta tritt vor allem in den Rauhnächten nach Weihnachten auf, fliegt durch die Lüfte und verhält sich dämonisch. In Brunnen oder Teichen hütet sie die Seelen der noch ungeborenen Kinder.
Wie in vielen Mythologien (sei es der Mayas oder in Indien) ist die Große Mutter sehr ambivalent: sie schafft Leben, aber vernichtet es auch! Ihr ist das Wilde Heer (im Inneren des Untersbergs) zugeordnet, auch die wilden Frauen, die gerne halb schwarz/halb weiß dargestellt wurden. Perchtas Atem konnte töten oder blenden. Wer gewissen Festtags-Speisengebote nicht einhielt (etwa das traditionelle Essen von Mohnspeisen am 6. Januar dem Perchtltag, dem schlitzt sie z.B. den Bauch auf (Gastrotomie) und versenkt das mit Steinen gefüllte Opfer in Brunnen. Wo man Stallungen und Wohnungen nicht ausgeräuchert hat, da schleift sie die Bewohner (womöglich bis zum Tode) am Boden entlang. Ihr Symbol ist das fünffache Pentagramm. Ihr Tier ist der Wolf. Ihre Pflanze der Hollunder, in dem sie gerne wohnt: nördlich wird sie deshalb gerne Frau Holle genannt. Perchta ist Berggöttin, Unterweltgöttin, Hebamme in Leben und Tod, Waldfrau, wird auch als Tödin oder Himmlische Spinnerin bezeichnet. Sie ist eine Göttin voller Gegensätze, bisweilen als schöne Frau in hellen Gewändern dargestellt, bisweilen als häßliche Alte mit einem Klump- oder Entenfuß vom allzuvielen Spinnradtreten. Zu den Attributen der Perchta gehört das Eisen: mit Eisen schlitzt sie die Bäuche auf, mit Ketten rasselt bestraft sie (vor allem Männer), mit Beilen aus Eisen zerhackt sie in Darstellungen die Körper. In der Namensgleichheit des strafenden „Knecht Ruprecht“ mit „Perchta“ sind diese Eigenschaften kulturell belegt.
Die ambivalente Gestalt der Perchta als Mater Magna ist viele Jahrhunderte durch das Christentum und die naturwissenschaftliche Aufklärung zurückgedrängt und im den Bereich des Aberglaubens verharmlost worden, kommt allerdings nun im 21. Jahrtausend wieder aufs Neue ins Bewußtsein zurück. In esoterischen Kreisen geht die Verehrung der Urmutter, die für Hunderte von Jahren auf die Verehrung der christlichen Maria-Figur übertragen wurde, deutlich wieder auf die matriarchalen erdnäheren Figuren wie der Pertchta zurück. Dass dabei der Untersberg als „Mutter-Berg Europas“ bezeichnet wird, beschließt den Kreis dieses Essays hier.

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Die SYMPHONIE NR. 7: DUNKELWELT UNTERSBERG versucht in ihrer musikalischen Textur etwas von dieser gezeigten mythologischen und historischen Vielfalt emotional transparent zu machen. Zu den einzelnen Sätzen:

Satz 1: Mittagsscharte: „Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen“ hat im Titel die vierte Zeile des Gedichts Der Herbst des Einsamen des visionären Salzburger Dichters Georg Trakl (1887-1914) und ist inspiriert vom Wachsen der Sonne in der Mittagsscharte, einem Herzstück des Untersberges, wo sich vielen Sagen nach auch der Eingang zur InnerWelt befindet. Wer will, kann in diesem Öffnen und Schließen des Orchesterklang die Glocken der berginneren Kirchen und auch den Flug der Raben hören.

2: Scherzo: Untersbergmandln führt uns in die Welt der kleinen Gnome, die sehr ambivalent und damit gespenstisch sein können, - ein dunkles Scherzo.

3: Im Dunkel der Spiegelwelt führt uns Rätselhaftes, Verschlungenes und Unvorstellbares vor: Gedanken werden zu Klang, Höhlen werden musikalisch ausgeleuchtet, es ist Musik vom toten Leben. Strukturell ist das Stück so aufgebaut, dass ab der Mitte die Zeit rückläufig ist und sich die Musik in der Krebsform ins Imaginäre zurückspult. Aus den Schächten hört man dabei fremde Geräusche, Wasser, Geisterstimmen.

4: Magna Mater: Domina Perchta. Ambivalent, schön und häßlich, heilend und tötend. Weitgehend furios, vom Wilden Heer inspiriert, eine Apotheose der weiblichen Urenergie, jedoch mit dem Klang von Eisen und Ketten. Perkussives dominiert bisweilen das Melodische.


Widmung: Widmung: Christoph Adt und der Philharmonie Bad Reichenhall herzlich gewidmet

Uraufführung:  19.04.2013, Theater Bad Reichenhall am 19./20./21. April

Uraufführung Interpreten: Philharmonie Bad Reichenhall, Ltg.: Christoph Adt

Uraufführung Presseberichte: Sehr empfehlenswerte Literatur:
Rainer Limpöck: MYTHOS UNTERSBERG. KRAFTORT-HEILIGTUM-ANDERSWELT, im Pichler Verlag
sowie
Rainer Limpöck: DIE ZAUBERKRAFT DER BERGE. Unterwegs zu den Kraftorten der Alpen, im Pichler Verlag

Tonträger:  WERGO,  2015

Tonträger Interpreten: Im März 2015 wurde die 7 Sinfonie mit dem TONKÜNSTLER-Orchester in Wien/Grafenegg unter Leitung von Alondra de la Parra eingespielt (siehe die audio-snapshots unten)