Kategorie:  Symphonie / Orchester

Dauer: 18 Minuten

Besetzung: Flöte 1+2 (2. auch Piccolo)
Oboe 1+2 (2. auch Englischhorn)
Klarinette in B 1+2 (2. auch Bassklarinette)
Fagott 1+2

4 Hörner in F
2 Trompeten in B
3 Posaunen (T,T, B)
Pauke
Schlagzeug
Harfe

Großes Streichorchester (über lange Strecken im 4fach-divisi)

Vorwort: Mit Schumann-Zitaten, zupackenden Tuttistellen und lyrischen Polyphonien wird das facettenreiche Widerspiel von manischem Anteil ("Florestan") und depressiv-lyrischem Anteil ("Eusebius") thematisiert.  In den schelmenhaften und konfliktreichen Eskapaden stellt eine Elegie über Schumanns Eichendorff-Lied "Mondnacht" den Mittel und Ruhepunkt dar. Der mit Clustern schattierte poetische Epilog aus der „Dichterliebe“ hat dann das letzte
Wort.

Widmung: Christoph Adt in Freundschaft (und mit einer leisen Abschiedsträne) gewidmet

Uraufführung:  22.06.2012, Bad Reichenhall Theater

Uraufführung Interpreten: Philharmonie Bad Reichenhall, Ltg.: Christoph Adt

Uraufführung Presseberichte: SCHNEIDERS "FLORESTAN UND EUSEBIUS" VON DER PHILHARMONIE FEIN UMGESETZT: ....Alles ist verrückt, die Polyphonie, die irgendwie stimmt und doch verschoben ist, wobei die Kompositionstechnik bewusst von den manisch-depressiven Phrasen geprägt ist, so Schneider. in seinen "Robert-Schumann-Gedanken" hat Schneider sozusagen das Vokabular der Schumann-Musik neu sprechen lassen. Er veranschaulicht die Gegensätze und macht sie verständlich. Dissonanzen wechseln mit lyrischen Stimmungen. Er entwickelt eine faszinierende Klangwelt im Wechsel von aufgeregter Wildheit und träumerischen Lyrismen, in denen er Zitaten aus der "Mondnacht" tonmalerisch einflicht und sie den Oboen- und Klarinettensoli anvertraut, ebenso wie die Harfe Klänge aus dem Nachspiel der "Dichterliebe" aufgreift. Der imposante Anfang des Stücks fordert Trommel und Trompeten heraus....Virtuos sind die Mittel des Orchesters mit originellen Klangformen ausgekostet. Die lyrisch sensiblen Farben des Eusebius stellen sich bildhaft in der Melodieführung von Oboe und Flöten dar, träumerisch sekundiert die Holzbläserriege. Dann plötzlich gleitet das Klanggefüge in magisch unheimliche Düsternis ab, die Zerrissenheit widerspiegelnd. Wie ein wildes Geisterseher, von dämonischen Kräfte heimgesucht, peitschen die Klangwogen auf, alle Kräfte kommen zum Einsatz, brechen plötzlich ab und die Harfe stimmt feine Sphärenklänge an, denen sich die versöhnliche Melodik von Oboe, Flöte und Klarinette beimischt. Die Soli haben Gelegenheit zum Brillieren, und das Orchester leistet unter Adts Leitung feine Arbeit. (Elisabeth Aumiller).
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SÜDOSTBAYERISCHE RUNDSCHAU, von Max Oberwegner - Bad Reichenhall. Um es vorweg zu nehmen: Das 4:2 der deutschen Fußballer war nicht halb so spannend wie der Schumann-Abend im Reichenhaller Theater im Kurgastzentrum. Auch bei aufmerksamster Programmgestaltung steht bei klassischen Konzerten ein Werk im Mittelpunkt. Im fünften Philharmonischen Konzert gelang das jedem der drei Stücke für sich.

Die Uraufführung der Auftragskomposition des Grandseigneurs der deutschen Filmmusik Enjott Schneider begeisterte auch Moderne-Musik-Muffel. Wen-Sinn Yangs Cello verwandelte das Theater im Kurgastzentrum in einen lichten Zaubergarten. Und Schumanns "Zweite" war Orchester-Höchstleistung. Schuhmann pur, Romantik pur, Genuss pur.
Mit Enjott Schneider, Professor an der Münchner Hochschule für Musik und Theater, hatte sich die Bad Reichenhaller Philharmonie in jeder Hinsicht etwas Besonderes eingefangen.
Der rastlose Schöpfer von über 1.000 Filmmusiken ist - musikalisch - in der ganzen Welt zu Hause: "composer in residence" in Baden-Baden wie Peking, gefragt in St. Gallen wie Taipeh, pendelt er zwischen Asien und der Sorbonne. "Robert Schumann liegt mir sehr" begründet Schneider sein neuestes Werk "Florestan und Eusebius", das er der Bad Reichenhaller Philharmonie und ihrem künstlerischen Leiter und Chefdirigenten Christoph Adt gewidmet hat. Beide Pseudonyme hat Schumann selbst gewählt, Florestan steht für den "Draufgänger", Eusebius für den "Softie" (Schneider).
"Schumann ist eine faszinierende Person. Er war und seine Musik ist im Sinne des Wortes ver-rückt. Schumann ist aus den Fugen, zerrissen, seine Satz-Technik ist geprägt von Verschiebung, er hat eine ganz eigene Kompositionstechnik" begeistert sich Schneider. Er nennt ihn "Visionär" und attestiert ihm eine "höhere Wahrnehmung der Welt". Diesem ambivalenten Schumann will Schneider in seiner Tondichtung nachspüren, nicht aber "Schumann nachkomponieren". "Con passione", mit Leidenschaft, bewegt sich Schneiders Komposition zwischen den Polen Kraft und Ruhe, zwischen Florestan und Eusebius eben. Sie vermittelt Bilder für die Ohren, der Filmmusik-Komponist scheint immer durch. Vereinzelte Schumann-Zitate wechseln mit verstörender Wucht, Klanggewalt mit verschreckten, zaghaften Abgründen.
Die groß besetzte Reichenhaller Philharmonie leuchtet das Werk in die letzte Ecke aus. Der Zwiespalt der schumannschen Seele ist direkt (be-)greifbar, die Gefühlswelten nehmen im Auditorium Platz.