
Category: Choir / Vocal , Organ / Sacred Music , Opera / Music Theatre
The world is round! - Everything turns".... Is this Latin text from the "CARMINA BURANA" and is deliberately linked to the "Wheel of Fortuna" in Orff's work. ORBE ROTUNDO is not only a wild, ecstatic "sister work" with the same cast as Carl Orff's "Carmina", - but also a vital stage work that literally evokes a staging as an opera or a ballet: in addition to the Latin texts, there are erotic and sometimes frivolously obscene medieval lyrics by Neidhart von Reuenthal, for example, magic spells, cabbalistic formulas, cruel passages from witchcraft books..... The colourful and plump life here knows no bounds... from the onomatopoeic imitation of animals to requiem texts, booze songs or ritual ecstatic dances.... Striking choral passages alternate with intimate lyricism. Archaic woodcut-like orchestrations stand next to fragrant clouds of sensitive sound. An orgy of sensuality...not only in the lyrics!
Movements: 24 numbers in 9 scenes
Duration: 65 minutes
Publisher of notes/sheet music: , 2010
Instrumentation: Soprano, tenor, baritone, choir (large, small and childrens choirs) and orchestra. 
3 Flutes (2 or which Piccolos)
2 Oboes
Cor Anglais
2 Clarinets (B)
2 Bassoons
1 Contrabassoon
4 Horns (F)
3 Trumpets (B)
3 Trombones (T T B)
Tuba
4 Kettledrums
Percussion 1-5
1 Celesta
2 Pianos
Large string orchestra:
1+2 Violins
Viola
Cello
Double bass
Text/Lyrics by: Carmina Burana, lat. Bibel (Vulgata), Neidhart von Reuenthal, Oswald von Wolkenstein, arabic spells hexes and spells.
Dedication: Hayko Siemens in Freundschaft gewidmet
Additional remarks: Scene 1: IN ORBE ROTUNDO
Nr. 1
Large choire (ostinato, vital, positive music)
In orbe rotundo, in orbe rotundo                         Im Erdenrund, im Erdenrund
Numquam erit habilis					            Der ist rechtschaffen
qui non sit instabilis					            der nicht unbeweglich bleibt     
et corde iocundo					                    und mit frohem Herz
non sit vagus mundo					            durch die Welt schweift
et recurrat						                    wiederkehrend
et transcurrat						            vorbeilaufend
et discurrat						                    sich verbreitend
in orbe rotundo
Szene I: IN ORBE ROTUNDO
Nr. 1
Großer Chor: (ostinate, vitale, positive Musik)
In orbe rotundo, in orbe rotundo                         Im Erdenrund, im Erdenrund
Numquam erit habilis					            Der ist rechtschaffen
qui non sit instabilis					            der nicht unbeweglich bleibt
et corde iocundo					                    und mit frohem Herz
non sit vagus mundo					            durch die Welt schweift
et recurrat						                    wiederkehrend
et transcurrat						            vorbeilaufend
et discurrat						                    sich verbreitend
in orbe rotundo					                    im Erdenrund
							                            (aus: Carmina Burana)
(nach einem Posaunenruf wird die Musik dunkel, unheimlich, düster)
Et quintus angelus tuba cecinit			     Und der fünfte Engel posaunte:	
et vidi stellam de caelo cecidisse in terram Ich sah einen Stern vom Himmel        
							                     auf die Erde fallen 
et data est illi clavis putei abyssi	             Ihm war der Schlüssel zum  
							                     Schacht des Abgrunds gegeben
et aperuit puteum abyssi				     Und er öffnete den Schacht 
et de fumo exierunt lucustae in terram	     und aus dem Rauch kamen die 
							                     Heuschrecken auf die Erde
et habebant super se regum angelum abyssi	Sie hatten als König über sich  
                                                                                den Engel des Abgrunds
cui nomen Abaddon					        des Namens Abaddon	
							                       (Apokalypse des Johannes, Kap.9)
Nr. 2
Großer Chor: (die Musik wird magisch und rituell, der Chor beschwört in Klang und Gebärde das in hebräisch formulierte?kabbalistische Kreuz?)
Ateh		Du bist		(erhobene rechte Hand holt mit ausgestreckten
						Zeige- und Mittelfingern kosmische
						Schutzenergie, zur Stirn führend)
Malkut		das Reich			(Brust am Solarplexus berührend)
Ve Gebura	die Kraft				(linke Schulter berührend)
Ve Gedula	die Herrlichkeit		(rechte Schulter berührend)
Le Olam	in Ewigkeit				(Arme vor Brust gekreuzt)
Amen.		Amen.				(Hände vor der Stirn gefaltet, dann
							         zur Brust hinunterführend)
(Da capo, wieder mit positiver, rhythmischer und vitaler Musik)
IN ORBE ROTUNDO??..	
Szene II: OSTERA (prima pars)
Nr. 3
Sopran solo: (leichtes, frühlingshaftes Orchestervorspiel)
Der starche winder hat uns verlan,		Der starke Winter hat uns verlassen
diu sommerzit ist schone getan;		die Sommerzeit ist nun schön;
walt und heide sih ich nu an,			Wald und Wiese seh ich jetzt an,
lop unde blumen, chle wolgetan		Laub, Blumen und feinsten Klee
davon mag uns froide nimmer zergan.	Die Freude darüber soll niemals 
                                                                        vergehn.
							                (aus: Carmina Burana)
Frauen- und Mädchenchor:
1. Solis iubar nituit,					Glänzende Sonnenstrahlen
nuntians in mundum					vermelden der Welt
quod nobis emicuit					dass sich uns jetzt
tempus letabundum.					die heiteren Zeiten zeigen.
ver, quod nunc apparuit,				Der nun erschienene Frühling
dans solum fecundum,				macht alles fruchtbar
salutari meruit						und verdient begrüßt zu werden
per carmen iocundum.				mit ausgelassenen Gesängen.
Refrain: Ergo nostra contio			Deshalb soll es unsere Pflicht sein
psallat cum tripudio					mit Dreischritt und süßen Weisen
dulci melodia.						Lob zu singen.
2. Fugiente penitus					Völlig verschwunden
hiemis algore						ist der kalte Winter,
spirat ether tacitus				 	der Äther haucht
estu gratiore.						sanft übers Land.
Descendente celitus					Vom Himmel fällt
salutari rore						        wie ein Segen der Regen
fecundatur funditus					und befruchtet die Erde
tellus ex humore.					       mit seiner Nässe.
Refrain: Ergo nostra contio			Deshalb soll es unsere Pflicht sein
psallat cum tripudio					mit Dreischritt und süßen Weisen
dulci melodia.						Lob zu singen.
							               (aus: Carmina Burana)
Nr. 4
Männerchor:		
Iam vernali tempore					Wieder ist es Frühlingszeit
terra viret germine					aus der Erde spriesst es empor
sol novo cum iubare					und die Sonne strahlt von Neuem
frondent nemora					        belaubt sind die Haine
candent lilia						        die Lilien glühen
florent omnia.						und alles blüht	.
Ein Mädchen (Sopran): ein eingeschobenes Soli als Vorbereitung der Nr. 5
Gruonet der walt allenthalben.			Der Wald grünt überall.
Wa ist min geselle also lange?			Wo bleibt mein Liebster so lange?
Der ist geriten hinnen					Der ist von hinnen geritten
owi! Wer soll mich minnen?			O Weh! Wer soll mich jetzt lieben?
Männerchor:
Est celi serenitas					Der Himmel ist voll Heiterkeit
aeris suavitas					die Lüfte voller Milde
ventorum tranquilitas.			die Winde wehen sanft.
est temperies					Voll milder Wärme
clara et dies						und hell sind die Tage
cantant volucres:					und die Vögel singen:
Frauen- und Männerchor in Gruppen:
Merulus cincitat					        Die Amsel singt zierreich
acredula rupillulat					die Nachtigall kadenziert
turdus truculat						die Drossel schluchzt
et sturnus pisutat					        und der Star schnalzt.	
turtur gemitat						die Turtel seufzt
palumbes plausitat					die Taube gurrt
perdix cicabat						das Rebhuhn zirpt
anser craccitat						die Gans schnarrt
cignus drensat						der Schwan braust
pavo paululat						der Pfau schreit
gallina gacillat					       das Huhn gackert
ciconia clocturat					        der Storch klappert
pica concinnat						die Elster schimpft
hirundo et trisphat					die Schwalbe zwitschert
apes bombilat						die Biene summt
merops sincidulat					er Specht hämmert.
Bubo bubilat						        Der Uhu uhut,
et guculus guculat					und der Kuckuck ruft Kuckuck
passer sonstitiat					        der Sperling tschilpt	
et corvus croccitat					der Rabe krächzt
vultur pulpat						        der Geier gellt
accipiter pipat						der Habicht pfeift
carrus titibat						        die Meise grüßt
cornix garulat						die Krähe schwatzt
aquila clangit						der Adler schallt
milvus lipit						        der  Falke warnt
anas terinnit						       die Ente schnattert
graculus fringit					       die Dohle jammert
vespertilio et stridit					die Fledermaus huscht
butio et butit						        der Bussard meldet
cicada fretendit					        die Zikade zirpt.
(der Tonfall wird nach und nach ekstatischer)
Onager mugilat					         Der Wildesel bölkt	
et tigris raceat						und der Tiger murrt
cervus docitat						der Hirsch röhrt
et verres quirritat					        der Eber grunzt
leo rugit						                der Löwe brüllt
pardus ferit						         der Pardel vibriert
panther caurit						der Panther knurrt
elephans barit						der  Elefant trompetet
linx et frennit,						der Luchs surrt
aper frendit						        der Keiler raunzt
aries braterat						der Widder blöckt
ovis atque balat					        das Schaf macht Mäh
taurus mugut						der Stier schnaubt
equus et hinnit. 					        das Pferd wiehert.	
Lepus vagit						Der Hase wimmert
et vulpus gannit					und der Fuchs faucht
ursus uncat						der Bär brummt
et lupus ululat					der Wolf heult
canis latrat						der Hund bellt
catulus glutinat					das Hündchen jault
rana coaxat						der Frosch quakt
anguis sibilat					die Schlange zischelt
grillus grillat						die Grille zirpt
sorex desticat					die Feldmaus pfeift
mus et minnit					das Mäuslein fiept
mustela drindrit					das Wiesel wetzt
sus et grunnit					die Sau grunzt
asinus et rudit.					der Esel wiehert.
							        (aus: Carmina Burana)
(die wild überbordende Musik mündet unmittelbar in den Ruf von Nr. 5):
Nr. 5 
Tutti von Chor, Solisten und Orchester:
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
floret tellibus floribus,				der Erdkreis erblüht
variis coloribus					       in den verschiedensten Farben.
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
faveant amoribus					        und sogleich verlieben sich
Iuvenes cum moribus					die Jünglinge unsterblich
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
novo flore faciem					        alles erblüht von Neuem
flora renovatur.					        die Flora erneuert sich.
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
Mädchen (Sopran) und Chor:
Ich was ein chint so wolgetan			Ich war ein so goldenes Kind
virgo dum florebam.					als Jungfrau erblüht.
do brist mich diu werlt al				Die Welt sang mein Lob
omnibus placebam.					allen gefiel ich.
Refrain: Hoy et oe!					Ach und weh!
maledicantur tilie					       Verflucht seien die Linden
iuxta viam posite.					Die am Wegrand stehen.
Ia wolde ich an die wisen gan			Ich wollte über die Wiesen gehen
flores adunare						Blumen zu pflücken
do wolde mich ein ungetan			da wollte mich ein Unhold
ibi deflorare.						        Dort entjungfern.
Refrain: Hoy et oe!					Ach und weh!
maledicantur tilie					        Verflucht seien die Linden
iuxta viam posite.					Die am Wegrand stehen.
Er graif mir an den wizen lip			Er fasste meinen weißen Leib
non absque timore					nicht ohne Furcht
er sprah: ?Ich mache dich ein wip,		Er sprach: ?Ich mache dich zum Weib,
dulcis es cum ore!?					du und dein Mund sind süß?!
Refrain: Hoy et oe!					Ach und weh!
maledicantur tilie					        Verflucht seien die Linden
iuxta viam posite.					Die am Wegrand stehen.
Er warf mir uf daz hemdelin			Er hob mein Hemdlein hoch
Corpore detecta					        und entblößte den Körper
Er rannte mir in das purgelin			und rammte mir die kleine Burg
Cuspide erecta					        mit aufgestelltem Spieß.
Refrain: Hoy et oe!					Ach und weh!
maledicantur tilie					        Verflucht seien die Linden
iuxta viam posite.					Die am Wegrand stehen.
							                (aus: Carmina Burana)
Nr. 6 
Tutti von Chor, Solisten und Orchester (als furioses Dacapo):
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
floret tellibus floribus,				der Erdkreis erblüht
variis coloribus					        in den verschiedensten Farben.
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
faveant amoribus					        und sogleich verlieben sich
Iuvenes cum moribus					die Jünglinge unsterblich
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
novo flore faciem					        alles erblüht von Neuem
flora renovatur.					         die Flora erneuert sich.
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
Szene III: WALPURGISNACHT
Nr. 7 Hexenflug
Großer Chor und Orchester:
Amara tanta tyri / pastos sycalos sycaliri	(unübersetzbarer Teufelsspruch
Ellivolo scarra  / polili posylique lyvarras		aus den Carmina Burana)
(nach mehrmaligem Verbeugen in alle Himmelsrichtungen findet ein Ritual mit Wiederholung folgender Gebetsformeln statt):
Alle Frauen:
Satanas, Sanatas / Satanas, Sanatas / Erce, Erce Erce
Alle Männer:
Maleficia, Hagazussa: Amara tanta tyri
Chortutti  (meist in Gruppen unterteilt, rufen sich ihre Lieblingspeisen zu):
Fleisch von Gehenckten / Brodt aus schwarzer Hirse / Pulver von gebrannten Kreuzen, am Wegrand gestohlen, dazu am Gründonnerstag gemahlene Kinderknochen / Urin des schwazen Bockes, ein gar köstlicher Wein
Jesus Sirach, Kap. 26/11+12
11. Mulier ebriosa ira magnam et contumelia
Ein trunkenes Weib ist eine große Plage
et turpitudo illus non contegetur	  denn sie kann ihre Schande nicht decken
12. Formicatio mulieris in extollencia Ein hurerisch Weib kennt man an ihrem
oculorum et in palpebris illius agnoscetur	unzüchtigen Gesicht und an ihren Augen.
Alle Frauen:
Satanas, Sanatas / Satanas, Sanatas / Erce, Erce Erce
Alle Männer:
Maleficia, Hagazussa: Amara tanta tyri
(die motorische, laute und ekstatische Musik erlischt zu einem magischen Pianissimo der Nr. 8)
Nr. 8 Zaubersprüche
Merseburger Zauberspruch zur Pferdeheilung (10. Jh.)
Sose benrenki, sose bluotrenki		Wie Knochenverrenkung, so 
Sose lidirenki					Blutverrenkung, so Gliederverrenkung
Ben zi bena, bluot zi bluoda		Knochen zu Knochen, Blut zu Blut
Lid zi geliden, sose gelimida sin	Glied zu Gliedern, dass sie geleimt seien
Altsächsischer Wurmsegen (ältester deutscher Zauberspruch)	
Gang ut, nesso, mid nigun nessiklinon	Geh hinaus, Nesso, mit neun Nesslein
Ut fana themo marge an that ben		vom Mark hinaus in die Knochen	
Fan themo bene an that flesg			hinaus vom Fleisch in die Haut	
Ut fan themo flesge a thia hud
Ut fan thera hud an thesa trala			hinaus von der Haut in den Huf
Drothin, vethe so!					        Herr, es werde so!
Nr. 9 Tanz der Teufelsanbetung
(schnittartiger Bruch in der Musik, die zum orgiastischen Tanz hochfährt, alle Scharen sich ? verbunden mit sexuellen Orgien - um den Teufel/Bariton)
Bariton im Wechsel mit dem Chor der Frauen:
Amara tanta tyri / pastos sycalos sycaliri	(unübersetzbarer Teufelsspruch
Ellivolo scarra  / polili posylique lyvarras	aus den Carmina Burana)
Frauen: (sie vollziehen das Ritual des Kusses auf den Hintern des Teufels)
Wir küssen die Katze unter dem Schwanz
Teufel/Bariton solo:
Consolamentum tuum. Erce, Erce, Erce
Frauen: (sie gehen mit ausgestreckter Zunge rückwärts)
Sued sunimod sutcnas sutncas. Die schwarze Hostie für Dich, o Herr
Teufel/Bariton solo:
Consolamentum tuum. Erce, Erce, Erce
Teufel und Chortutti: (sie beten das ?Vater unser? rückwärts)
Si leoc ni tse iuq retson retap
Satanas Sanatas
Si leoc ni tse iuq retson retap
Satanas Sanatas
Nr. 10 Inquisition und Scheiterhaufen
Der Inquisitor/Tenor solo:
In nomine Patris, et filiis, et Spiritus sancti	/ Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
Ab insidiis diaboli, libra nos, Domine. /Herr befreie uns von den Nachstellungen des Teufels
Ut ecclesiam tuam secura tibi facias libertate/ 	Dass Du Deiner Kirche die Sicherheit und Freiheit geben wolltest,
Servire, rogamus, audi nos. / Dir zu dienen, wir bitten dich, erhöre uns.
Ecce crucem Domini, fugite, partes adversae. / Seht das Kreuz des Herrn. Flieht, ihr feindlichen Mächte.	
(aus den päpszlichen Exorcismus-Riten)	
Männerchor:
Hexen, ins Feuer! Brennt sie!
Weg mit dem poesn weyb!
Der Inquisitor/Tenor solo:
Vade, satana, inventor et magister omnis Weiche Satan, Erfinder und Meister  fallaciare						           aller Falschheit.
Männerchor: 
Hexen, Huren des Teufels (Martin Luther)
Lebendig in die Flammen!
( Chor in sachlicher Distanz):
?Verzeichnis der Hexenleut, so zu Würzburg verbrannt:
Im ersten Brandt vier Personen: 
die Lieblerin, die alte Anckerswitwe, die Gutbrodtin, die dicke Höckerin
Im andern Brandt vier Personen: 
die alte Beutlerin, zwey fremde weyber, die alte Schenckin
........
Im elften Brandt vier Personen: Der Schwerdtvicarius am Dom, die Vögtin von Rensacker, die Stiecherin, der Silberhans ein Spielmann
Im zwölften Brandt: zwei fremde weyber
..........
Im zwanzigsten Brandt: sechs Personen....
Szene IV: MAIENLIEBE
Nr. 11 
Exclamatio (Bariton und acht Frauen):
Maienzeit, Maienzeit -
Iam vernali tempore!
Maienzeit, Maienzeit -
Iam vernali tempore!
(Während des folgenden Gesangs stellen Burschen den blumengeschmückten Maibaum auf):
Männerchor:
Congaudentes ludite,					Mitgesellen auf zum Spiel,
choros simul ducite!					lasst unser Lied erschallen!
Iuvenes sunt lepidi,					Die Burschen sind voll Übermut
Senes sunt decrepiti!					Die Alten sind ausgelaugt!
Tutti:
Audi, bel?amia					        Höre, schöne Freundin
Mille modus veneris:					tausendfachen Venusgesang
hahi zevaleria						hahi zevaleria
Männerchor:
Iuvenes amabilis,					        Die Burschen sind liebenswert,
ignis comparabilis!					Und wie das Feuer!
Senes sunt horribiles,					Die Alten sind abschreckend
Frigori consimiles!					Schon winterhart eingefroren!
Tutti:
Audi, bel?amia					        Höre, schöne Freundin
Mille modus veneris:					tausendfachen Venusgesang
hahi zevaleria						hahi zevaleria
Nr.12
Doppelquartett der Männer:
Springerwir den reigen				Tanzen wir den Reigen
nu, vrowe min!					         jetz, meine Frau!
Vrovn uns gegen den meigen!			 Freuen wir uns auf den Mai!
Uns chumet sin schin.					Der jetzt zum Vorschein kommt.
Der winter der heiden tet senediv not	Der Winter tat der Heide schwere Not
Der ist nu zergangen					er ist jetzt vergangen
si ist wunnechlich bevangen			sie ist wunderbar überdeckt
von bluomen rot.					        Von roten Blumen.
Bariton solo:
Non contrecto						Nicht bedräng ich
Quam affecto						voll Verlangen
ex directo						        geradeaus
ad te specto						        schau ich zu dir
et annecto						        dreh die Augen
nec deflecto						        nicht zu anständig
cilia.							        Vor dir ein.
Refrain, alle Männer:
Experire filia,						Probiere aus, Mädchen
virilia:							        meine Manneskraft:
semper sunt senilia					die Alten sind immer
labilia							        schlaff
sola iuvenilia						        die Jungen sind immer
stabilia	,						        hart,
hec sunt utensilia:					und so sind die Werkzeuge:
agilia							        beweglich
facilia							        einfach
gracilia						                anmutig
fragilia							        verletzbar
humilia						                feucht
mobilia						                beweglich
docilia							        gelehrig
habilia							        tüchtig
Cecilia et si qua sunt similia!			und noch mehr dergleichen, Cäcilie!
							                (aus: Carmina burana)
Nr.13
Tenor (Jensel) und Sopran (Gretel):
Gretel wiltu sein mein treutel?			Gretel, willst du mein Liebstes sein?
So sprich, sprichs (drei mal)			so sags nur, so sags nur
Ja, koufst du mir einen  beutel			Ja, wenn du mir ein Täschlein kaufst
Leicht tuen ichs (drei mal)				Dann tu ich?s vielleicht
Und reiss mir nit das heutel			Und zerreiss mir nicht das Häutchen
Neur stich, stichs (drei mal)			Steche es bloß an.
Sim Jensel, wiltus mit mir tanzen?		He, Jensel, willst Du mit mir tanzen?
So kom auch (drei mal)				Dann komm nur!
Böckisch well wir umbhin ranzen		Wie Böcke wollen wir herumspringen
Jans, nit strauch    (drei mal) 			Nicht stolpern, Jans
Und schon mir meiner schranzen		Und lass mir den Schlitz heil
Dauch schon, auch, dauch nach, dauch	Schieb schön, schieb. Schieb tiefer.
Jensel dauch!						        Jensel, schieb.
							                (Oswald von Wolkenstein)
Großer Chor (zur Bekräftigung):
Tanges, sodes, citharam / manu letiore	Greift in die Saiten voller Freude
et cantemus pariter / voces clariore!	und lasst uns zusammen hell singen!
factus ab amasia / viduus priore		damit die vorige Geliebte
caleo nunc alia / multo meliore.		nun einer anderen, besseren weicht.
clavus clave redunditur				Der Bolzen treibt den Bolzen aus
amor amore pellitur					die Liebe treibt die Lieb? hinaus
iam nunc prior contemnitur			die Alte schleicht sich aus dem Haus
quia nova diligitur					damit die Neue erfreut
igitur							        drum heraus
leto iure psallitur.					Freude und Lobgesang.
							               (aus: Carmina burana)
Szene V: MITTSOMMER - JOHANNISTAG
Nr. 14 
Großer Chor
(nach der sehr individuell-menschlichen Szene IV wird der musikalische Gestus wieder objektiv-rituell, zunächst mit Anrufung der vier Elemente):
Terra, anima, aqua...igni				Erde, Luft, Wasser... Feuer
Terra, anima, aqua...igni				Erde, Luft, Wasser... Feuer
(Verbeugung in alle vier Himmelsrichtungen, beim letzten ?igni? musikalisches Feuerlodern I)
Wenn Johannis ist geboren, gehen die langen Tage verloren (alte Bauernregel)
Bariton solo:
Egi quidem aqua baptizo				Ich taufe euch nämlich mit Wasser
Venit autem fortior me:				Es kommt aber ein Stärkerer als ich:
ipse vos baptizabit					der wird euch taufen
in Spiritu Sancti et igni				mit dem Heiligen Geist und mit Feuer.
							                (Lukas 3,16)
Großer Chor:
Fuit homo misus a Deo				Es war ein Mensch von Gott gesandt
cui nomen erat Iohannes.				des Namens Johannes.
Hic venit in testimonium perhiberet		Der kam zum Zeugnis, dass er von 
                                                                         dem
de lumine ut omnes crederent per illum. Licht zeugte, dass alle durch ihn   
                                                                         glaubten.
Non erat ille lux sed ut testimonium	 Er war nicht das Licht,
perhiberent de lumine.				 sondern er sollte zeugen von dem    
                                                                         Licht. (Johannes Kap. 1)
Nr. 15
(die Musik wird zum Feuertanz und kann Anlass für inszenierte Rituale sein: Tanzen um Feuer, Sammeln von Blumen und heilkräftigen Gräsern, Verzehr von Johanniskäse und Gerstenbier etc.)
Terra, anima, aqua...igni				Erde, Luft, Wasser... Feuer
Terra, anima, aqua...igni				Erde, Luft, Wasser... Feuer
Tenor solo:
Wer kein Holz zum Feuer git, erwirbt das ewig Leben nit! (altes Sprichwort)
Sopran solo:
Igni diruit, igni transformat		Feuer zerstört, Feuer wandelt
ave igni ioannis					gegrüßet seist Du, Johannisfeuer
Großer Chor:
Edificat Fortuna, diruit;				Erbauerin Fortuna, sie zerstört;
Nunc abdicat, quos prius coluit,		sie lässt dahin, was einst ihr gehörte
iterum vendicat hec opera				und sie beschwört mit bösem Sinn
sibi contraria dans munera				den Untergang, die Werke, die sie 
                                                                        weiht
nimis labilia;						        sie schenkt nicht lang   
mobilia						                die ihr Geschenk nur leiht;
sunt Sortis federa					nur lässt des Schicksals Gang
que debiles						sich gütig an
ditans nobilitat					und gibt dem Armen Macht,
et nobiles						den Reichen dann
premens debilitat.				stürzt es hinab in die Nacht.
							       (aus: Carmina burana)
Szene VI: AUTUMNUS
Nr.16
Preludio von Sopran und Tenor:
Droschel, nahtigal, die hoert man singen               Drossel, Nachtigall, die hört              man singen
Von ir schalle berc unt tal erklingen:			von ihrem Schall erklingen Berg und Tal:
Si vreunt sich gegen der lieben sumerzit		Sie freuen sich über die liebe Sommerzeit
Diu uns git						        die uns schenkt
Vreuden vil und liehter ougenweide		viel Freuden und helle Augenweide
Diu heide wünneclichen lit.			Die Wiesen liegen wonniglich dar.
							         (Sommerlied des Neidhart von Reuenthal)
Lobpreis großer Chor:
Domine Deus meus magnificatus 			Mein Gott, du bist sehr herrlich,
es vehementer confessionem et decorem induisti.	du bist schön und 
                                                                                                prächtig geschmückt.
Qui emittis fontes in convallibus inter medium	Du lässest Wasser zwischen 
                                                                                        den Bergen
montium pertransibunt aquae	,			    quellen, dass sie zwischen den     B                                                                                      Bergen fließen,
rigans montes de superioribus suis de fructo	du befeuchtest die Berge von oben her,
operum tuorum satiabitur terra,			machst alles voll von dir                                           
                                                                                geschaffener Früchte,
producens faenum iumentis et herbam		du lässt Saat und Gras wachsen                
                                                                                für
servitui hominem ut educas panem de terra,	Mensch und Vieh, für Brot aus    
                                                                               der Erde,
et vinum laeificat cor hominis ut exhilaret     dass der Wein erfreue des    
                                                                               Menschen Herz
faciem in olio et panis cor hominis confirmat. und Öl wie das Brot des    
                                                                              Menschen Herz
							                     stärke. (Psalm 104)
Nr. 17 
Erntetanz
(mittelalterlicher Tradition folgend können in einer Inszenierung überdimensionale Erntedankkronen, Fruchtkörbe oder Körnerteppiche als Symbol verwendet werden.) 
Männerstimmen:
(rufen in die ersten Tanztakte Gottes an Noah gegebenes Versprechen hinzu):
Cunctis diebus terrae sementis et messis frigus non requiescent!	/  Solange die Erde besteht sollen Saat und Ernte nicht aufhören!
Nr. 18
Großer Chor:
Salutamus, socii					       Gesellen, laßt uns grüßen,
nos, qui sumus bibuli					wir, die betrunken sind
tabernam sicco ore.					die Schenke mit trockenem Mund.
Potemus alacriter!					Lasst uns eifrig trinken!
Scyphi impleantur iugiter!				Die Becher seien nie versiegend voll!
Ludamus solito more!					Wir spielen wie gewohnt!
Plana detur tabula! Sortes concedantur	 Der Tisch muß eben sein, die Lose
							                                ausgegeben
pro nummis et pro proculis vestes mutuantur	für Münzen und Becher   
                                                                                        werden Kleider
							                                getauscht
hei, nun appareat					                        hei, nun zeigt es sich,
cuisors magis aut Fortuna faveat.		wen das Schicksal oder Fortuna liebt.
							                (aus: Carmina burana)
Bariton solo:
Lünzlot, münzlot, klünzlot und zisplot		Schlummerlich, küsselich, wunniglich
wisplot freundlich sprachen				schmeichlerisch, flüsterlich    
                                                                                herzlich reden
auss waidelichen, güten, rainen sachen		von köstlichen, guten, schönen   
                                                                                Dingen
sol dein pöschelochter, rotter mund!		Soll dein blühender roter Mund!
mund mündlin gekusst				        Mund mündlein geküsst
zung an zünglin, brüstlin an brust			Zunge an Zünglein, Brüstlein an   
                                                                                Brust
bauch an beuchlin, rauch an reuchlin		Bauch an Bäuchlein, Pelz an   
                                                                                Pelzlein
snel zu fleiss						                frisch und fleissig
allzeit frisch getusst.					        nimmermüd gestoßen
							                        (Oswald von Wolkenstein)
Großer Chor:
Hospes laudatur					Den Wirt gepriesen
si habunde datur					wenn er reichlich gibt
ut bene bibatur					damit gut getrunken wird
et hoc propere.					Schnell herbei damit.
Refrain: Deu sal sit vobiscum, o pecharie!	Heilger Gott mit euch, ihr Gläser
modo bibite						                Lasst und trinken
sortes apponite!					                Und um das Glück spielen!
Cum ergo salutamus					Daher grüßen wir den Wein
Vinum, tunc cantamus:				indem wir singen:
?te deum laudamus?					?Dich Gott loben wir?
et hoc propere.					        schnell her damit.
Refrain: Deu sal sit vobiscum, o pecharie!	Heilger Gott mit euch, ihr Gläser
modo bibite						                Lasst und trinken
sortes apponite!					                Und um das Glück spielen!
							                        (aus: Carmina burana)
Nr. 19
(ein skurril verzerrtes Duett über das Alter, der Tenor als ?altes Weib?, der Sopran als dessen Tochter)
Sopran, Bariton und Tenor:
B: Ein altu, diu begunde zu springen	Eine Alte fing das Springen an
Hoh alsam ein kitz enbor;				hoch wie ein Kitz
Si wolde ?bluomen bringen?.			Sie wollte ?Blumen bringen?.
T: ?Tohter, reich mir min gewant!		?Tochter, gib mir mein Kleid!
Ich muos an des knappen hant,		Ich muß zu dem Knappen,
der is ?von ruwental? genannt.			Den sie ?von Reuenthal? nennen.
Traranuretum, traranuvirunt,  und eie.?	Traranuretum, traranuvirunt,  und    
                                                                        eie.?
S: ?Muter, huetet euer sinne!			?Mutter, bewahrt eure Sinne!
Er ist ein knappe so gemuet			er ist ein knappe von solcher Art
Er pfliget niht steter minne?.			dass seine Liebe nicht beständig ist.?
T: ?Tohter, lat ir mich an not!			?Tochter, lass mich in Ruhe!
Ich weis wol was er mir enbot.			Ich weiß genau, was er mir versprach.
Nach siner minne so bin ich tot.		Ich sterbe vor Liebe nach ihm.
Traranuretum, traranuvirunt,  und eie.?	Traranuretum, traranuvirunt,  und   
                                                                       eie.?
B: Do sprach es ein altu in ir geile:	Da sprach eine andere Alte voll Geilheit:
T: ?Trut gespil, wol dan mit mir! 	?Liebeste Gespielin, wohl dann mit   mir
Ia ergat es uns ze heile.			Dann soll es uns zusammen gut gehen.
Wir suln beide ?nach Bluomen gan?.	Wir wollen beide ?nach Blumen gehen?.
war umbe solt ich hie bestan		Warum sollte ich hier bleiben
sit ich so vil geferten han?			Wo ich so viele Gefährten habe?
Traranuretum, traranuvirunt,  und eie.?	Traranuretum, traranuvirunt,  und eie.?
							                             (Neidhart von Reuenthal)
Kleiner Chor:
Ez ist ain gemelicher sitt				Es ist ein lustiges Ding
daz ein zerß und ain smit				daß ein Schwanz und ein Schmied
ze allen ziten musent stan				seit jeher stehen mussten,
so sy ir hantwerek wollent han.			Wenn sie ihr Handwerk verrichten wollen.
							              (anonym um 1420)
Grosser Chor (Reprise):
Cum ergo salutamus					Daher grüßen wir den Wein
Vinum, tunc cantamus:				indem wir singen:
?te deum laudamus?					?Dich Gott loben wir?
et hoc propere.					        schnell her damit.
Refrain: Deu sal sit vobiscum, o pecharie! Heilger Gott mit euch, ihr Gläser
modo bibite						           Lasst und trinken
sortes apponite!					            Und um das Glück spielen!
							(                   aus: Carmina burana)
Szene VII: HIEMIS
Nr. 20
Bariton solo:
Sumers und des winders beider vientschaft	Die Feindschaft von Sommer und   
                                                                                Winter
kann ze disen ziten niemen understand.	kann noch niemand schlichten.
Winder der ist aber hiwer mit sinen vriunden	Der Winter ist aber wieder mit   
                                                                                seinen
komen:						                        Freunden gekommen:
er ist hie mit einer ungevüegen kraft,		er ist hier mit grimmiger Kraft;
erne hat dem walde loubes niht verlan		Er hat dem Wald kein Laub gelassen
und der heide ir bluomen unde ir liehten	und den Wiesen die Blumen und   
                                                                                den
schin benomen.					                hellen Glanz genommen.
Sit in iuwer huote! Er hat uns allen widerseit. Seid auf der Hut! Er hat allen   
                                                                                 Fehde angesagt.   
                                                                               (Neidhart von Reuenthal)
Großer Chor:
Hiemali tempore					Zur Winterzeit
dum prata marcent frigore			wenn die Wiesen erfroren sind
et aquae congelescunt			und die Wasser vereist
concurrent in estuario				eilt jeder in die Schenke
qui regnant cum Decio			wo beim Würfelspiel man säuft
et postquam concalescunt,		und nach der großen Zeche
socius a socio / ludens irretitur.	Laden Freund zu Freund sich zum Spiel  
Qui vestitus venerat, nudus reperitur Wer in Kleider kam, wird nackt gehen
Hei, trepidant, divitie		                   Hei, wie da Bangen Gut und Geld
Cum paupertas semper servit libere.  Wenn die Armut sich sorglos   
                                                                   dazugesellt.
		                                                  (aus: Carmina burana)
Nr. 21
Sopran:
Memento homo, quia ex pulvere	Mensch erinnere dich, dass du aus Staub
et in pulverem reverteris.		        bist und wieder zu Staub wirst.
Chor:
Requiem aeternam dona eis Domine:     Herr gib ihnen die ewige Ruhe,
et lux perpetua luceat eiis.		               und das ewige Licht leuchte ihnen.
Bariton:
Sed omnes una manet nox et calcanda semel Doch alle erwartet die eine  
                                                                                 Nacht
via leti.		                                                         und den Weg des Todes, den      
                                                                                 man nur einmal beschreitet.
Chor:
Te decet hymnus, Deus, in Sion, et tibi redetur Dir gebührt Lob, Herr zu Zion,
votum in Jerusalem,					Dir erfüllt man Gelübde in Jerusalem,
exaudi orationem meam, ad te omnis caro veniet.      Erhöre mein Gebet, zu   
                                                                                              Dir kommt alles Fleisch.
Tenor:
Mors certa, hora incerta.			Der Tod ist gewiß, ungewiß die Stunde.
Leti mille repente viae.			Schnell führen tausend Wege in den Tod.
Chor:
Requiem aeternam dona eis Domine.	Herr gib ihnen die ewige Ruhe.
Szene VIII: OSTERA II
Nr. 22
(die Musik wird leicht beweglich, kündet den Frühling an)
Bariton solo:
Uf dem berge und in dem tal				In Berg und Tal
hebt sich aber der vogele schal,			erhebt sich wieder der Vögel Gesang,
hiure als eh						                wie ehedem
gruonet kle,						                grünt jetzt der Klee,
rume ez, winter, du tuost weh!			        Weiche, Winter, du tust weh!
Tenor solo:
Ein altiu mit dem tode vaht				Eine Alte rang mit dem Tod
Beide tac und ouch die naht				bei Tag und bei Nacht
diu spranc sider					                die sprang seither
als ein wider						                wie ein Widder umher
und stiez die jungen alle nider.			        Und stieß alle Jungen um.
							                        (Neidhart von Reuenthal)
(die Musik ist in der zweiten Strophe ekstatisch und wild geworden)
Kleiner Chor:
Letabundus rediit					Jubelnd ist der Vöglein Schall
avium concentus					wiederum erklungen.
ver iocundum prodiit				der Frühling zeigt sich fröhlich
gaudeat iuventus					freut euch, ihr Jungen,
nova ferens gaudia!				neue Freuden stehn bevor!
Modo vernant omnia				Alles ergrünt
Phebus serenatur					Phoebus hoch am Himmel
redolens temperiem				Lüfte, leicht und lieblich mild
novo flore faciem					neue Blumen wachsen davon
Flora renovatur.					die Pflanzenwelt erneuert sich.
							       (aus: Carmina burana)
Nr. 23 
(jetzt in gesteigerter und völlig ekstatischer Form):
Tutti von Chor, Solisten und Orchester:
stera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
floret tellibus floribus,				der Erdkreis erblüht
variis coloribus					        in den verschiedensten Farben.
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
faveant amoribus					        und sogleich verlieben sich
Iuvenes cum moribus					die Jünglinge unsterblich
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
novo flore faciem					        alles erblüht von Neuem
flora renovatur.					         die Flora erneuert sich.
Ostera, Ostera, Ostera					Ostera, Ostera, Ostera
Szene IX: IN ORBE ROTUNDO
Nr. 24
Großer Chor: (ostinate, vitale, positive Musik)
In orbe rotundo, in orbe rotundo                               Im Erdenrund, im Erdenrund
Numquam erit habilis					Der ist rechtschaffen
qui non sit instabilis					der nicht unbeweglich bleibt
et corde iocundo					und mit frohem Herz
non sit vagus mundo					durch die Welt schweift
et recurrat						wiederkehrend
et transcurrat						vorbeilaufend
et discurrat						sich verbreitend
in orbe rotundo					im Erdenrund
							(aus: Carmina Burana)
(Die Musik zeichnet mit fünf gewaltigen Glockenschlägen ein magisches Pentagramm, das auch inszeniert oder proijeziert werden kann, dann beleben die Solisten mit den hebräischen Anrufungen die fünf Pentagramm-Linien, während der Chor dazwischen die vier Erzengel aus allen vier Himmelsrichtungen anruft):
Sopran, Tenor, Bariton:
Jod-He-Vau-He (JHVH, das ist:  Der, der ist)		Grosser Chor:
							Vor mir, Raphael!
Sopran, Tenor, Bariton:
Adonai (Der Herr)					Grosser Chor:
							Hinter mir Gabriel! 
Sopran, Tenor, Bariton:
Eheyeh (Ich bin, der ich bin)				Grosser Chor:
							Zu meiner Rechten, Michael!
Sopran, Tenor, Bariton:
AGLA (Du bist mächtig)				Grosser Chor:
							Zu meiner Linken, Uriel!
Sopran, Tenor, Bariton:
Athat gibor leolam Adonai 
(In Ewigkeit, o Herr)
Großer Chor: (ostinate, vitale, positive Musik)
In orbe rotundo, in orbe rotundo                               Im Erdenrund, im Erdenrund
Numquam erit habilis					Der ist rechtschaffen
qui non sit instabilis					der nicht unbeweglich bleibt
et corde iocundo					und mit frohem Herz
non sit vagus mundo					durch die Welt schweift
et recurrat						wiederkehrend
et transcurrat						vorbeilaufend
et discurrat						sich verbreitend
in orbe rotundo					im Erdenrund
							(aus: Carmina Burana)
World premiere: 05.12.2010
Performers at world premiere: Munich 'Motettenchor' with Sandra Moon/soprano, Robert Sellier/tenor, Todd Boyce/baritone, Moravská filharmonie Olomouc, cond.: Hayko Siemens
Press reviews for world premiere: Press reviews in German language only:
Süddeutsche Zeitung 2010 (Klaus Kalchschmid): Ein besonderes Geschenk machte Enjott Schneider dem Motettenchor mit "Orbe Rotundo - Lieder von Leben, Magie und Tod", das in 50 Minuten Orffs Thematik und Textwahl in derselben Orchesterbesetzung mit drei Vokalsolisten aufgreift und weiterführt. Bei der konzertanten Uraufführung des "szenischen Bilderbogens zum Jahreskreis nach lateinischen und mittelalterlichen Texten" (darunter aus Psalmen, Grabsprüchen, den Carmina Burana, von Oswald von Wolkenstein und Neidhart von Reuenthal) erwies sich, wie virtuos Schneider auf der Klaviatur Orffs spielen kann, wie aus rhythmischer oder klanglicher Reverenz Zitat wurde. Für Walpurgis- und Johannisnacht zog der arrivierte Opern- und Filmkomponist ("Schlafes Bruder", "Stalingrad") dann weitere Register und verbeugte sich im strahlenden "Domine Deus meus magnificatus" deutlich hörbar sogar Mahlers Achter...Der Motettenchor aber war nicht nur sicher in der oft heiklen Intonation der Uraufführung, sondern bewies, wie vertraut er mit Orffs Sprachvertonung ist, wie lebendig er Vulgärlatein und poetisches Mittelhochdeutsch singen kann. Unter Hayko Siemens kostete er die Kontraste zwischen leiser Lyrik und gewaltigem Auftrumpfen genussvoll aus, souverän begleitet von der Mährischen Philharmonie Olmütz.
NEUE MUSIKZEITUNG 2011 ....so wandte sich Chorleiter Hayko Siemens im vergangenen Jahr kurzerhand an Enjott Schneider, dessen neu komponierte Fortsetzung "ORBE ROTUNDO" nun im Münchner Herkulessaal ihre Uraufführung erlebte. Und das unter derart jubelndem Beifall, wie er bei Zeitgenössischem heute selten geworden ist.
Das lag zum Großteil sicherlich am Motettenchor selbst, aber auch am Sängerduo Sandra Moon und Robert Sellier, das sich sowohl bei Orff wie bei Schneider noch in den unbequemsten Lagen sicher bewegten. Gleiches Lob gilt auch für den jungen Bariton Todd Boyce.... Nach den bereits erwähnten Publikumsreaktionen dürfte wohl kaum etwas gegen einen weiteren Einsatz von "ORBE ROTUNDO" als massentaugliche Ergänzung zur "CARIMNA" sprechen. Und mit einem unzüchtigen Hexensabbat und anderer mittelalterlicher Pornographie in der Inhaltsangabe wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die ersten Regisseure das neue und doch so alte Zweigestirn für eine szenische Aufführung entdecken. (Tobias Hell, 8.12.2010)


















