Kategorie:  Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music

Die Kreuzigung war die brutalste Form der Hinrichtung: mit endlosen Schmerzen und in zutiefst demütigender Nackheit der prallen Sonne war es ein qualvolles Sterben und Verdursten. Daher wurde in dieser Vertonung bewusst auf einen herben, holzschnittartigen Gestus zurückgegriffen. Ungewöhnlich ist die Instrumentalbesetzung: Die mächtigen vier Posaunen der Apokalypse kündigen vom Ende, die Percussion ist hämmernd, auch sehr rituell eingesetzt und verbindet sich – recht ungewöhnlich – vor allem mit der Orgel zu einem bisweilen erbarmungslosen Klangszenario.
Meine Komposition entstand für den von BR und ARD übertragenen Karfreitagsgottesdienst 2013 in St. Sebald Nürnberg (Leitung: Bernhard Buttmann) und wurde vom Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowohl angeregt wie ausgedeutet.
Siehe beim Photo Nr. den Start zu einem kurzen Videotrailer.

Sätze: 1: Prolog „O Haupt voll Blut und Wunden“
2: Wort I: Vater vergib ihnen
3: Wort II: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein
4: Wort III: Frau, siehe dein Sohn!
5: Wort IV: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?
6: Wort V und VI: Mich dürstet. Es ist vollbracht .
7: Wort VII: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist

Dauer: 22 Minuten

Notenausgabe: Strube Verlag München , 2013

Besetzung: Chor (S A T B), Englischhorn, 4 Posaunen (T-T-B-B), Percussion und Orgel

Soloinstrumente: Orgel, Englisch Horn

Textdichter: Biblische Worte, Übersetzung: Martin Luther

Vorwort: In der römischen Antike und dem alten Orient galt die Kreuzigung als die wohl brutalste Form der Hinrichtung: mit endlosen Schmerzen und in zutiefst demütigender Nackheit der prallen Sonne war es ein qualvolles Sterben, Verbluten und Verdursten. Daher wurde in dieser Vertonung bewusst auf einen herben, holzschnittartigen Gestus zurückgegriffen, der archaische Elemente mittelalterlicher Klanglichkeit (lange Borduntöne, Ostinati und glockenartige Repetitionen) mit den Möglichkeiten der moderneren Stilmittel zu einer sehr expressiven und emotionalen Musik verbindet. Ungewöhnlich ist die Instrumentalbesetzung: vier Posaunen (die mächtigen Posaunen der Apokalypse) kündigen vom Ende, die Percussion ist hämmernd, auch sehr rituell eingesetzt und verbindet sich – recht ungewöhnlich – vor allem mit der Orgel zu einem bisweilen erbarmungslosen Klangszenario, das mächtig auf ein Jahrtausende überdauerndes mystisches Ereignis des Glaubens hinzuweisen vermag.
Dieser kraftvollen Tonsprache ist als solistisches Instrument das feine und klagende Englischhorn (eine tenorale Oboe) entgegengesetzt: es gilt als das romantische „Todesinstrument“ schlechthin (etwa in Wagners „Tristan“ oder in „Schwan von Tuonela“ des Sibelius) – und zaubert sofort eine magische Welt des Trostes und der Transzendenz zum Göttlichen. In dieser Ambivalenz von unerbittlicher Kraft und süßem, auf Erbarmen und Vergebung hinweisenden Oboenton kann sich die elementare Wucht der “Sieben Worte Jesu“ facettenreich entfalten: sie gehören zu den wichtigsten Texten des Christentums und entstammen aus allen vier Evangelien im Sinne einer „Evangelienharmonie“.
Hohe Symbolkraft hat auch die „Sieben“ als Zahl der Vollendung und des Übergangs: mit sieben Tagen rundet sich die Woche, mit sieben Tönen wird die Tonskala durchschritten um zur nächsten Oktave zu gelangen, 7 Regenbogenfarben sind im weißen Licht enthalten, die Kristallogie kennt sieben Kristallachsensysteme und vor allem im atomaren Aufbau der Welt und ihrer Elemente ist alles mit bis zu siebenfacher Elektronenzahl strukturiert um sich – wie das Periodensystem ja uns vertraut machte – dann mit der Zahl Acht periodisch auf ein höheres Energieniveau (in eine neue Oktave) zu heben. – Im Zentrum der Vertonung stehen – fast ekstatisch vom Chor gerufen - jene Worte „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – die bereits in Psalm 22 als „eli, eli, lama, asawtani“ im Alten Testament der jüdischen Tradition zu finden sind. Auch dies gibt dem Werk eine überzeitliche und universelle aura.
Meine Komposition entstand für den von BR und ARD übertragenen Karfreitagsgottesdienst 2013 in St. Sebald Nürnberg und wurde vom Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowohl angeregt wie ausgedeutet.

Widmung: Bernhard Buttmann, einem musikalischen Weggefährten, herzlich gewidmet

Uraufführung:  29.03.2013, St. Sebald / Nürnberg

Uraufführung Interpreten: UA: BR/ARD-Gottesdienst in St. Sebald Nürnberg am Karfreitag, 29.3.2013 10-11 Uhr, auch live auf BR Klassik und Deutschlandfunk
Gesamtleitung: Bernhard Buttmann

Kompositionsauftrag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern

Tonträger:  Ambiente Audio,  2013

Tonträger Interpreten: Mitschnitt der Uraufführung BR/ARD St. Sebald Nürnberg am 29.3.2013
Produktion des Bayerischen Rundfunks für BR Klassik und Deutschlandfunk.
In Lizenz von BR-media GmbH erschienen auf der CD NACHT & LICHT / PASSION & OSTERN bei Ambiente Audio