Kategorie:  Orgel / Sacred Music

Für Domorganist Winfried Bönig wurde - zum Repertoire auf der mächtigen Klais-Orgel des Kölner Domes die ihm gewidmete Orgelsinfonie Nr. 4 SINFONIA COLONIENSIS komponiert. Sie variiert in ausladenden 35 Minuten thematisch einen gregorianischen Chopral, der eigens im Kölner Dom gesungen wird und die Heiligen Drei Könige, die dort begraben liegen, verehrt.

Sätze: 1: Invocatio
2: Die Heiligen Drei Könige (Triptychon über den
Choral 'Tria sunt munera'
3: Cortège 'Colonia Sancta' (Die Reliquienprozession)
4: Ex ossibus: St. Ursula pro nobis ora
5: Sortie

Dauer: 31 Minuten

Notenausgabe: Schott Music , ED 20319 , 2007

Besetzung: Orgel solo (symphonische Orgel mit mind. 3 Manualen (C-a3) und Pedal (C-f)

Soloinstrumente: Orgel

Vorwort: Der erste Satz: Invocatio ist eine kraftvolle Anrufung Gottes und seiner Heiligen verbunden mit der Bitte um Segen. Um den inhaltlichen Bezug zu Köln herzustellen, jener Stadt, die schon früh wie keine andere der Erde eine solche Tausendzahl von Reliquien und Heiligen beherbergte, ist die Anrufung auf einem Motiv des gregorianischen Dreikönigshymnus "Tria sunt munera" musikalisch aufgebaut.

Der zweite Satz: Die Heiligen Drei Könige ist ein Triptychon über den Choral "Tria sunt munera". Dessen deutsche Übersetzung lautet: "Drei kostbare Geschenke
brachten die Weisen dem Herrn an jenem Tag. Sie bergen in sich göttliche Geheimnisse: Im Gold wird hingewiesen auf die Macht des Königs; im Weihrauch erkenne den Hohepriester und in der Myrrhe das Begräbnis des Herrn". Daraus ergab sich die inhaltliche Dreiteiligkeit dieses Variationssatzes mit "Maestoso" - "Misterioso" - "Mesto".

Der dritte Satz Colonia Sancta (Reliquienprozession) steht in der Tradition des "Cortège" als Musik zum liturgischen Gehen. Die Bitt- und Reliquienprozessionen waren ein gewichtiger Teil der Kölner Kulturgeschichte. In einer Kette von Triumphzügen wurden die Heiltümer (Reliquien, Särge, Schreine, Statuen, Kreuze u.a.) durch die "Heilige Stadt" getragen. Vor allem in Zeiten der Not führte man die Heiligen aus den Kirchen in die Strassen hinaus bis in den Dom. Den Teilnehmern der Reliquienumgänge wurde dabei großzügiger Ablaß gewährt.
In diesem Sinne wird der dritte Satz von kontinuierlichen Schreitrhythmus geprägt, dessen Gleichförmigkeit in der Mitte auf eine rituelle Ekstase zielt, die dann wieder ausklingt.

Der vierte Satz Ex ossibus: St. Ursula pro nobis ora bezieht sich auf die Legende der Ursula, der Schutzpatronin der Stadt Köln: Die Clematius-Inschrift einer Steinplatte in der Pfarrkirche St. Ursula aus dem Jahre 410 ist die früheste Nachricht von einem Jungfrauenkult, der auf ein Martyrium von elf Jungfrauen - angeführt von Ursula - zurückgeht, die von Römern ihres Glaubens wegen getötet wurden. Der Fund eines riesigen Gräberfeldes führte dann zur Legende der 11000 getöteten Jungfrauen, die als "Passio Sanctuarum undecum millium virginum" (Martyrium der heiligen 11000 Jungfrauen) im Mittelalter den Charakter eines Volksbuches hatte und in Europa weit verbreitet war. Noch heute kann man in den Ossiarien (Beinhäusern) von St. Ursula die unzähligen Knochen besichtigen, aus denen sogar Inschriften wie ?Heilige Ursula, bitte für uns? geformt wurden. Es ist eine Atmosphäre des Schaurigen und Unklaren-Schwebenden, die in diesem mystischen vierten Satz zu verspüren ist.

Der fünfte Satz Sortie ist ein prunkvolles toccatisches Schlussstück (funktional zum Verlassen des Gotteshauses), in dem nochmals der leitmotivisch gebrauchte Choral "Tria sunt munera" im Orgelpedal kraftvoll erklingt.

Widmung: Domorganist Winfried Bönig (Köln) in langer Freundschaft gewidmet

Uraufführung:  07.12.2008, Kölner Dom

Uraufführung Interpreten: Domorganist Winfried Bönig

Tonträger:  Cantate,  2011

Tonträger Interpreten: Winfried Bönig an den Orgeln des Kölner Domes