Kategorie:  Orgel / Sacred Music

Die Orgelsinfonie Nr.1 reiht sich in die Traditionslinie der französischen Orgelsinfonik
(mit Namen wie Franck, Widor, Vierne, Duruflé, Tournemire). Mit ihrer Grundrichtung vom verzweifelt Dunklen zum trostreich Hellen thematisiert die Sinfonie den Gestus des Betens und Bittens des in Not geratenen Menschen, der im PATER NOSTER als Archetyp des Gebets seine Erfüllung findet.

Sätze können auch einzeln gespielt werden:
VATER UNSER IM HIMMELREICH (Hommage à J.B. Bach)
oder
ADAGIO TENEBROSO (Hommage à César Frank)
oder
TOCCATA PATER NOSTER

Sätze: 1: Allegro Tenebroso 8:05
2: Vater unser im Himmelreich (Hommage à J.S.Bach) 5:28
3: Adagio Tenebroso (Hommage à César Franck) 6:06
4: Finale: Toccata Pater Noster 5:34

Dauer: 26

Notenausgabe: Schott Musik International , ED 9937 , 2006

Soloinstrumente: Orgel

Vorwort: Die Orgelsinfonie Nr.1 reiht sich in die Traditionslinie der französischen Orgelsinfonik
(mit Namen wie Franck, Widor, Vierne, Duruflé, Tournemire). Mit ihrer Grundrichtung vom verzweifelt Dunklen zum trostreich Hellen thematisiert die Sinfonie den Gestus des Betens und Bittens des in Not geratenen Menschen, der im PATER NOSTER als Archetyp des Gebets seine Erfüllung findet.

Satz 1 ist düster, dunkel, zerrissen, von stürmischer Virtuosität. Über die leitmotivische aufstrebende Chromatik und Motiven des "De profundis" ("Aus tiefer Not") wird schließlich das lateinische "Pater Noster" sehr plakativ in den Raum gestellt. Als Gegenspieler fungiert eine Zwölftonreihe (e-b-g-f-fis-a?..), die der Choralharmonik eine befreiende Weitung und Chromatisierung entgegenstellt.

Satz 2 beginnt mit fragmentarisch mit fremder Klangwelt (der ostinate Trompetenrhythmus wirkt wie ein Fragezeichen) und löst sich in den Mittelteil einer meditativen Choralbearbeitung (stilistisch als Hommage à J.S. Bach), die wie eine schöne Klanginsel aus ferner Zeit im Raum steht- . um wieder vom Fragend-Fremden unterbrochen zu werden.

Satz 3 greift wieder den schattigen "Tenebroso"-Charakter des ersten Satzes auf, allerdings in einem dunklen Adagio, dessen Figurationen zunächst eine Hommage an César Francks Choral h-moll darstellen: harmonische Grundlage ist die Zwölftonreihe des Beginns, die als Passacaglia frei durchgeführt wird.

Satz 4 lebt von virtuosem Spieltrieb. In klarem G-Dur findet sich das "Pater Noster" in den Bässen und wird mit einem punktierten Seitenthema (von b-moll ausgehend modulatorisch angelegt) konfrontiert. Beide Themen werden in dieser großangelegten Toccata motivisch durchgeführt und führen zu einem existenzbejahenden Finale.

Anmerkungen: Notenkritik:
Musik & Gottesdienst, September 2007, S. 200:
Wenn Enjott Schneider seine Orgelsinfonie in die Traditionlinie der französischen Orgelsinfonik einreiht, so bzeigt das nur einen Zweig im Schaffen dieses Musikers, der aus dem Vollen schöpft. Die Vielseitigkeit als Interpret (Klavier, Orgel, Dirigieren), Komponist (von Kirchen- bis Filmmusik, auch von bekannten TV-Serien) und Hochschuldozent (Professor für Musiktheorie und für 'Komposition für Film und Fernsehen') schlägt sich in einem selten breiten Oeuvre von Avantgarde bis Pop nieder. Er schreibt im Vorwort: 'Mit ihrer Grundrichtung vom verzweifelt Dunklen zum trostreich Hellen thematisiert die Sinfonie den Gestus des Betens und Bittens des in Not geratenen Menschen, der im PATER NOSTER als Archetyp des Gebets seine Erfüllung findet.' Im ersten Satz erscheint inmitten der Not beklemmend aufsteigender Chromatik, aufschreiender Zwölftönigkeit und der Pedalthematik des 'De profundis' (Aus tiefer Not) in langen Notenwerten des Soprans das gregorianische 'Pater Noster'. Der zweite Satz rettet sich aus bohrenden Fragemotiven in die Choralbearbeitung 'Vater unser im Himmelreich', die gleichsam als Klanginsel aus ferner Zeit auftaucht, als stilistische Hommage an J.S.Bach. Der dritte Satz greift wieder den Tenebroso-Charakter des ersten Satzes auf, indem die harmonische Grundlage des Zwölftonmotivs als Passacaglia verwendet wird, als frei gehaltene Hommage an C.Francks h-moll-Choral. Das insgesamt 15seitige Werk von mittlerem bis höherem Schwierigkeitsgrad mündet in eine gross angelegte Toccata, die vdas Paternoster-Thema in Kombination mit einem punktierten Seitenthema durchführt und von virtuoser Spielfreude lebt, welche auch das Bad in Dur-Dreiklängen nicht verachtet. Matthias Richner

Uraufführung:  08.12.2005, Münster Ingolstadt

Uraufführung Interpreten: Franz Hauk (Orgel) im Rahmen der Internationalen Ingolstädter Orgeltage

Uraufführung Presseberichte: Donaukurier (Ingolstadt, Katrin Fehr): Die Uraufführung von Enjott Schneiders 1. Orgelsinfonie war ein begeisterndes Ereignis. Schneider geht mit Gespür für die vielfältigen Gefühlswelten dem in Not geratenen Menschen, der im 'Pater Noster' Erfüllung und Rettung findet, nach: zunächst düster und zerrissen, schließlich befreiend bis zu tröstenden Klanginseln, Zitate von Bach. Über eine Hommage an César Franck gelangt er zu einem hoffnungsvollen Finale.

Tonträger:  Ambiente Audio ACD 3008,  2009

Tonträger Interpreten: Franz Hauk an der Ingolstädter Klais-Orgel