Kategorie:  Kammermusik

Der Renaissance-Komponist GESUALDO, dessen bizarre Biographie in direkter Relation zu seinem ungewöhnlichen und (aus heutiger Sicht) avantgardistischen Kompositionsstil steht, - stand Modell für ein emotional aufwühlendes Streichquintett. Mit seinen zwei Violoncelli ist eine durchaus beabsichtigte Nähe zu Franz Schuberts berühmtem Streichquintett in C-Dur als Programmbegleitung gegeben.

Sätze: 1: PROLOGO ...armonie mortali

2: CANTILENA ...la bellezza di Maria d’Avalos

3: BALLO MORTALE (I)

4: RICERCARE

5: Ballo Mortale (II)

6: PASSACAGLIA DELLA MORTE ...morire d’asfissia su un’altalena

Dauer: 16 Minuten

Notenausgabe: Strube-Verlag München , Strube Edition 7215 , 2018

Besetzung: Violine 1+2, Viola, Violoncello 1+2

Vorwort: GESUALDO
Variazioni su „Moro, lasso, al mio duolo“
per quintetto d’archi
-------------------------------------------
Carlo Gesualdo (1560-1613) ist eine der kühnsten wie rätselhaftesten Komponistenfigueren. Seine Madrigalkunst weist harmonisch weit in Wagnersche Zeiten vor und ist für seine Epoche beispiellos. Hintergrund des „Todes“ und „Schmerzes“ als permanentes Motiv des Komponierens ist seine Ermordung der schönen Ehefrau Maria d’Avalos, wonach er in Depression und Isolation verfiel... und eben eine Radikalität des Tonsatzes etablierte, die nur vor diesem Hintergrund verständlich ist.
Die vorliegende Komposition greift die dunkle Süße auf, die Gesualdos Madrigalkunst beherrscht und die in keinem seiner Madrigale so auf den Punkt gebracht ist wie in Moro, lasso, al mio duolo aus seinem Todesjahr 1613 (aus dem 6. Madrigalbuch). Die plakativen Akkordfolgen Cis-Dur / a-moll / H-Dur/ G-Dur werden leitmotivisch aufgegriffen und in Nr. 1 PROLOG vorgestellt. In Nr. 6 PASSACAGLIA DELLA MORTE werden sie zu einer achttaktigen Passacaglia-Folge ergänzt. Diese Schlussmusik nimmt in ihrem Wanken, Gleiten und Glissandieren auch Bezug auf die überlieferte grausame Ermorderung seines Kindes: in einer Schaukel im Hof des Schlosses festgezurrt wurde es mit Chor-Harmonien über Tage beschallt... bis es starb.
Das Streichquintett stellt sich mit den beiden spruchsvollen Partien für Violoncello gerne in die Nähe mit Franz Schuberts Streichquintett C-Dur op.posth. 163 D956. Gesualdos Todessehnsucht und die Nähe des Schubertschen Werkes, das zwei Monate vor seinem Tod entstand, geben eine Wahlverwandtschaft. Für eine Programmzusammenstellung sind diese zwei Quintette in selber ungewöhnlichen Besetzung mit zwei Celli deshalb sehr geeignet.

Widmung: ....cordially dedicated to Monika Henschel

Uraufführung:  20.06.2018, München Schloß Nymphenburg, Hubertus-Saal

Uraufführung Interpreten: Nymphenburg-Ensemble:
Christoph Henschel & Stefan Arzberger - Violinen, Monika Henschel - Viola,
Hendrik Blumenroth & Raphael Paratore - Celli
--------------------------------------------------------------------------
Die Tonbeispiele entstammen einem Handy-Mitschnitt der Uraufführung Schloß Nymphenburg. Das originale Madrigal "Moro lasso..." wurde hier vom Vokalensemble SINGPHONIKER gesungen.