Kategorie:  Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music

Sätze: Kapitel und Sätze:

I: PROLOG:
Nr. 1 EVOCATIO Nr. 2 PRELUDIO
II: PEREGRINATIO: LEBEN IN GEFOLGSCHAFT CHRISTI
Nr. 3 IN CORDUS EIUS Nr. 4 IMMER FREMDLING SEIN (Nr. 5: DIE SUCHE
III: GEHORSAM - DEMUT – SANFTMUT
Nr. 6 MEDITATION (Nr. 7 GEHORSAM Nr. 8 DEMUT
Nr. 9 ZUM BODENSEE
IV: TRENNUNG VON COLUMBAN
Nr.10 INTERLUDIUM
Nr.11 EXAUDI VOCEM MEAM
V: DIE WILDNIS DES WALDES ALS WÜSTE
Nr. 12 EINSAMKEIT
Nr. 13 PSALM-MEDITATION
VI: DAS STEINACHTAL – DIE RUHESTÄTTE EWIGLICH
Nr. 14 DAS DORNENGESTRÜPP
Nr. 15 HIER WILL ICH WOHNEN
VII: EINKLANG MIT DER NATUR: DER TIERFRIEDE
Nr. 16 INTERLUDIUM für Orgel und Blechbläserquartett
Nr. 17 DAS SCHLANGENWUNDER Nr. 18 DER BÄR
VIII: TOD DES GALLUS
Nr.19 TOD IN ARBON
Nr. 20 „AGITATO“: ER HAT WUNDERBARES GEWIRKT
IX: EPILOG
Nr.21 EVOCATIO (Reprise)

Dauer: 45 Minuten

Notenausgabe: Strube-Verlag München , Partitur, Corpartitur, Instrumentalstimmen , 2012

Besetzung: Solosopran, Chor (ad lib. grosser Chor/Kleiner Chor), Schlagzeug, Bläserquartett (2 Trompeten, 2 Posaunen T/B), große Orgel

Soloinstrumente: Orgel

Textdichter: Libretto (lateinisch/deutsch) nach Bibeltexten und Originaltexten des 7.-9. Jahrhunderts, zusammengestellt von Enjott Schneider

Vorwort: Auftragswerk der Dommusik Kathedrale St. Gallen anläßlich des 1400 - Jahre Gallus-Jubiläum 2012

Widmung: Dem Inspirator Domkapellmeister Hans Eberhard herzlich gewidmet

Anmerkungen: I: PROLOG:

Nr. 1 EVOCATIO (Tutti): Dilecte deo, Galle pereni. O Galle, Deo dilecte!
(Geliebter Gallus beim ewigen Gott, O Gallus, gottgeliebter!)
Beginn und Ende der Gallus-Sequenz des Notker Balbulus (+912)

Nr. 2 PRELUDIO (Orgel und Pauken)

II: PEREGRINATIO: LEBEN IN GEFOLGSCHAFT CHRISTI

Nr. 3 IN CORDUS EIUS (Großer Chor): Beatus homo cuius fortitudo est in te semitae in cordus eius / Wohl dem, der seine Stärke in dir hat und dir von Herzen nachwandelt (Psalm 84,6)

Nr. 4 IMMER FREMDLING SEIN (Männerstimmen und Kleiner Chor): Narratio: Kloster Luxeuil, Burgund, Nantes, Metz, Tuggen, Arbon, Bregenz, Konstanz, Steinachwald - Mehr als zwanzig Jahre folgte Gallus den Wegen seines Lehrvaters Columban. – (Worte des Columban): Patria ergo non habemus in terra, quia Pater noster in caeli est / Wir haben keine Heimat auf der Erde, weil unser Vater im Himmel wohnt . / Quasi peregrini semper patria supiremus… via enim finis nostrae patris nostra est. / Wie Fremdlinge lasst uns nach der Heimat sehnen…denn das Ende unseres Weges ist nämlich unsere Heimat (in „Instructio“ 8,1).

Nr. 5: DIE SUCHE (Grosser Chor mit Solosopran): Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen eine künftige. / Non enim habemus hic manentum civitatem, sed futuram inquirimus. (Brief an die Hebraer 13, 14)


III: GEHORSAM - DEMUT – SANFTMUT

Nr. 6 MEDITATION (Blechbläser und Orgel)


Nr. 7 GEHORSAM (Männerstimmen): Columban forderte von Gallus gemäß seiner Mönchsregel: Maxima pars regula monachorum mortificatio est / ...die Abtötung des eigenen Wollens. (Kleiner Chor): Ich lebe, aber doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir. (Galather-Brief des Paulus, 2,20) (Männerstimmen): Columban lehrte Gallus den Gehorsam als Schule der Demut.

Nr. 8 DEMUT (Sopransolo und Großer Chor): Humilitas enim cordis requies animae est / Die Demut des Herzens ist die Ruhe der Seele (Columban in seiner „Regula Monachorum", 9)
Eridicamus superbiam, plantemus humilitatem. /Löschen wir den Hochmut
aus, pflanzen wir die Demut ein (Columban, Instructio 2,2)

Nr. 9 ZUM BODENSEE (Männerstimmen): Vom Kastell Zürich kamen sie nach Arbon. Dort erfuhren sie, dass es nahe eine verfallene Stadt Bregenz gäbe, die wegen fruchtbarer Erde und Nähe zum See für die Diener Gottes geeignet wäre. Als die das hörten, sehnten sie sich von ganzem Herzen nach diesem Ort. (nach der Gallus-Vita des Reichenauer Mönchs Wetti, Kap. 6).


IV: TRENNUNG VON COLUMBAN

Nr.10 INTERLUDIUM

Nr.11 EXAUDI VOCEM MEAM (Kleiner Chor und alle Männerstimmen): Die Trennung vom Mönchsvater Columban war die Wende im Leben des Gallus. (Gallus-Vita des Wetti, Kap. 9): Im Augenblick der Abreise warf er sich zu Füssen seines Abtes und gestand, wegen Krankheit nicht mitgehen zu können. Columban aber: „Wenn Du an meinen Mühen nicht teilhaben willst, so sollst du keine Messe mehr feiern dürfen, solange ich lebe!" (Männerstimmen): Denn Gallus hatte sein Mönchsgelübde des Gehorsams gebrochen. (Grosser Chor mit Solosopran): De profundis clamavi ad te Domine. Exaudi vocem meam./ Aus der Tiefe rufe ich zu Dir mein Herr. Erhöre meine Stimme, laß deine Ohren auf die Stimme meines Flehens hören. (Psalm 130, 1-2).

V: DIE WILDNIS DES WALDES ALS WÜSTE

Nr. 12 EINSAMKEIT (Männerstimmen): Als Gallus wieder gesund war, wandte er sich an Diakon Hiltibold, der alle Wege der Einöde kannte und fragte ihn, ob er in der Wildnis einen Ort gefunden habe, der für menschliche Behausung geeignet sei. (Kleiner Chor und Solosopran): Ich sehne mich von ganzer Seele danach, alle Tage meines Lebens in der Einsamkeit zu verbringen, da doch der Psalmist sagte: „Siehe, ich floh in die Ferne und blieb allein in der Wüste. Ich warte auf den, der mich erretten würde." / Desiderio desideravit anima mea permanere diebus meis in solitudine, admonente nos psalmista ac dicente: „Ecce, elongavi fugiens et mansi in solitudine. Expectabam eum, qui me salvum faceret"(Gallus-Vita des Wetti, Kap. 10).

Nr. 13 PSALM-MEDITATION für Orgel solo
(Nach dem Offertorium „Perfice gressus meos in semitis tuis. Inclina aurem tuam et exaudi verba mea“ GT 273/ „Mache fest meine Schritte auf Deinen Wegen. Neige Dein Ohr und erhöre meine Worte“, Psalm 17, 5-6)

VI: DAS STEINACHTAL – DIE RUHESTÄTTE EWIGLICH

Nr. 14 Das Dornengestrüpp (Kleiner Chor): An einem kleinen Fluss namens Steinach fanden sie ein Nachtlager und erblickten eine Menge von Fischen. Dort warfen sie das Netz aus und fingen viele kleine
Fische. Unterdessen suchte Gallus einen Ort zum Beten. Da stieß
er sich mit dem Fuß und fiel in ein Dornengestrüpp. Der Diakon wollte ihm
aufhelfen. Gallus aber: „Lass mich! Dies ist meine Ruhe ewiglich. Hier will
ich wohnen." (Gallus-Vita des Wetti, Kap. 11).

Nr. 15 HIER WILL ICH WOHNEN (Großer Chor): Haec est requies mea in sempiternum, hic habitabo quia desideravi eam / Dies ist meine Ruhe ewiglich, hier will ich wohnen, weil mir dies wohlgefällt. (Psalm 132, 14)

VII: EINKLANG MIT DER NATUR: DER TIERFRIEDE

Nr. 16 INTERLUDIUM für Orgel und Blechbläserquartett

Nr. 17 DAS SCHLANGENWUNDER (Männerstimmen): Danach durchsuchten Gallus und der Diakon Berg und Tal. Sie fanden zwischen zwei Bächen den Platz, der zum Bau
einer Zelle einlud. Sagte Gallus: „Wahrhaftig, der Herr ist an diesem
Ort!". (Kleiner Chor) „Vere Dominus est in loco iste!" – (Männerstimmen:) Da erwies sich ein Wunder: Es wimmelte nämlich von Schlangen; doch von jenem Tag an ließen sie sich nicht mehr blicken. (Gallus-Vita des Wetti, Kap. 13). (Solosopran und Großer Chor): Sogar die Tiere gehorchten ihm / Sed
bestiae obtemperant illi. (Buch Judith, Kap. 11,5)

Nr. 18 DER BÄR (Männerstimmen und kleiner Chor): Unterdessen kam ein Bär und fraß die Reste ihrer Mahlzeit. Gallus sagte: „Bestie, im Namen unseres Herrn Jesus Christus befehle ich dir: Hole Holz und wirf es ins Feuer". Sogleich kehrte der Bär um brachte ein dickes Stück Holz und legte es ins Feuer. Gallus schenkte ihm ein Brot und befahl: „ Im Namen meines Herrn Jesus Christus, verlasse dieses Tal. Berge und Hügel darfst du bewohnen!" - Als der Diakon das sah, warf er sich auf die Knie und sagte: „Jetzt weiß ich, dass der Herr mit dir ist, da dir die Tiere der Wildnis gehorchen". / „Nunc scio, quia Dominus est tecum, eo quod bestiae heremi oboediunt tibi" (Gallus-Vita des Wetti, Kap. 11)

VIII: TOD DES GALLUS

Nr.19 TOD IN ARBON (Kleiner Chor mit Solosopran): Gallus starb in Arbon. Seine schwachen Glieder war schon verbraucht, nur mehr Haut und Knochen. Dennoch hörte er nicht auf, zu beten. Unermüdlich in Christi Dienst, in den er einst getreten war, gab er in seinem 95. Jahr, am 16. des Monats Oktober, seine selige Seele dem Himmel zurück. "Beatam animam caelo reddidit". (Gallus-Vita des Wetti, Kap. 26).

Nr. 20 „AGITATO“: ER HAT WUNDERBARES GEWIRKT (Solosopran): Pater in manus tuas commendo spiritum meum (Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist) Lukas 23,46. (Großer Chor): In morte mirabilia operatus est. / Im Tod hat er Wunderbares gewirkt. (Buch Ecclesiasticus 48,15).

IX: EPILOG

Nr.21 EVOCATIO (Reprise): Dilecte deo, Galle pereni. O Galle, Deo dilecte! (Geliebter Gallus beim ewigen Gott, O Gallus, gottgeliebter!) Beginn und Ende der Gallus-Sequenz des Notker Balbulus (+912)

PRESSETEXT UND VORWORT:

Enjott Schneider: GALLUS - EIN LEBEN IN DER STILLE.
ORATORIUM FÜR SOPRAN, CHOR, ENSEMBLE UND ORGEL heißt das Auftragswerk von Enjott Schneider, das in der Kathedrale St. Gallen am 12. Mai seine Uraufführung hat. Textgrundlage ist ein gründlich recherchiertes Libretto des Komponisten, welches das Leben des Gallus trotz seiner äußerlichen Gleichförmigkeit in der Abgeschiedenheit als plastisches Erlebnis dazustellen versucht. In neun Kapiteln werden dem Hörer charakteristische Themenfelder vorgeführt, etwa das „Fremdling-Sein“ in der Peregrinatio als Leben in Gefolgschaft Christi, das Wesen der Mönchstugenden wie Gehorsam, Demut, Sanftheit, biographische Stationen wie Trennung von Columban (als notwendiger Weg in die Eigenverantwortung), Finden der neuen Heimat St. Gallen im Wald des Steinachtals, die Wildnis des Waldes generell als die „Wüstenei“ der alten Kirchen-und Wüstenväter. Besonders wichtige Aspekte sind die Einheit mit der Natur (der „Tierfriede“) und die Grundhaltung des Lebens als permanentes Gebet. Da von Gallus selber (anders als von seinem Lehrvater Columban) keine Briefe oder Schriften erhalten sind, besteht das Textmaterial zu großen Teilen (neben den erzählerischen Passagen einer „narratio“) in bedeutsam zusammengestellten Psalmen und Bibelstellen, - jenen Stellen die Gallus kannte und unablässig gebetet hatte. Formen der wörtlichen Rede sind vor allem der Gallus-Vita des Reichenauer Mönchs Wetti (wechselweise im originalen Latein oder in deutscher Übersetzung) entnommen.
   Plastisch wir das Oratorium durch einige dramaturgische Zuuordnungen: die erzählende „narratio“ ist quasi-gregorianisch einer Männerstimmen-Schola zugeordnet, der kleine Chor vertritt die eher persönliche Sphäre (Zweifel, Konflikte, Wünsche), der große Chor übernimmt die ausladenderen Aussagen (Überhöhungen ins Mythologisch-Allgemeine). Der Solosopran verkörpert das „Ich“, die „Seele“ des Gallus und kommentiert bisweilen als Kontrapunkt die Thematik der Chöre. Das „Agitato“ am Werkende läßt verspüren, dass auch ein Leben in Stille voller Gefahren, Zweifel und Abgründe gewesen war.
   Begleitet wird das Oratorium von einem symphonisch konzipierten Orgelpart, dem sich ein Bläserquartett und ein Percussionist als Farben dazugesellt. Dieses Ensemble übernimmt in Interludien und Meditationen bisweilen auch gliedernde Funktion zwischen den Kapiteln. Ein erinnerbarer Klangeindruck dürfte die stilisierte „Gallus-Glocke“ sein: irische Mönche brachten die Tradition der handgehämmerten Metallglocken auf Festland, mit denen mit (wie überliefert) schrillem Ton zu Gebet und Sammlung gerufen wurde.

Uraufführung:  12.05.2012, Kathedrale St. Gallen Schweiz

Uraufführung Interpreten: mit: Kimberly Brockmann (Sopran), Domchor der Kathedrale St. Gallen, Collegium Vocale der Kathedrale St. Gallen, Dom-Bläserquartett, Domorganist Willibald Guggenmos,
Leitung: Domkapellmeister Hans Eberhard